Aufruf zur Unterstützung der Inhaftierten des Aufstandes im Dezember in Griechenland und Brief eines der Inhaftierten

Der Aufstand in Griechenland hat einige GenossInnen und RebellInnen hinter Gittern gebracht. Die RichterInnen und der Staat möchten sie nun als Sündenböcke nutzen, denn jemand muss bezahlen. Sie sind aber keine Sündenböcke, sondern KämpferInnen, die unsere aktive Solidarität benötigen. Hier ein Aufruf zu Unterstützung der Inhaftierten und ein Brief von Apostolis, einer derjenigen anarchistischen Genossen, die bis Ende Juni im Knast Korydallos in Athen über sechs Monate in Untersuchungshaft saßen.
Auf der anderen Seite der Mauern gab es eine Vielzahl von Angriffen auf staatliche und repressive Einrichtungen und Solidaritätsaktionen zur Unterstützung aller Inhaftierten und im speziellen für diejenigen des Dezemberaufstands.


Feuer, um die Erde zu reinigen

“Eine Bewegung, die nicht fähig ist, auf ihre eingesperrten GenossInnen aufzupassen ist zum Tod verurteilt und dies zu einem hohen Preis und grausamer Folter”.
Daniela Carmignani, Revolutionäre Solidarität.

Der Dezemberaufstand war ein sichtbarer und massiver Ausdruck des sozialen Krieges, welcher andauernd wütet und solange weitergehen wird, bis zur Zerstörung der gesamten Herrschaft.
Tausende haben auf den wieder angeeigneten Straßen der Necropolis gekämpft. Hunderte wurden verhaftet und durch besonders schnelle Verfahren wurden einigen in den Knast geworfen. Sechs von ihnen befinden sich weiterhin bis zum heutigen Tag eingesperrt. Weil nach der Meinung diejenigen, die an der Macht sind, muss jemand den Preis für die praktische Negation, die von uns allen gegen diese zerfallende Welt gezeigt wurde, bezahlen.
Innerhalb die erste zwei Wochen im Juni werden die verbliebenen Gefangenen vom Dezember, unter ihnen der Anarchist A. Kiriakopoulos, vor eine Gruppe von RichterInnen kommen, welche entscheiden werden, ob ihre Einsperrung fortgesetzt werden sollte. Solidarische Aktionstage werden zwischen dem 12. und 15. Juni in Griechenland stattfinden.
Knast ist ein direktes und gewalttätiges Instrument, dass die Macht gegen diejenigen verfügt, die nicht fähig sind oder es nicht wollen ihren Gesetzen zu folgen. Besonders in den Momenten von intensivierten Kämpfen oder Revolten hat der Knast die Rolle die “Troublemaker” zu isolieren, unsere kollektiven Angriffe zu schwächen und Angst in denjenigen zu erwecken, die sich vielleicht an den Kampf anschließen wollen würden. Auf diese Art und Weise sind der Knast und das Justizsystem Strukturen, die das Ziel haben die Generalisierung des sozialen Konflikts zu unterbinden. Deshalb ist die Solidarität mit allen, die aufgrund des Dezemberaufstands eingesperrt sind, für die Fortsetzung des revolutionären Projektes notwendig.
Solidarität sollte weder durch die Brille der Pflicht, des Dienstes oder der Karitas gesehen werden, noch braucht es eine persönliche Beziehung oder absolute politische Anerkennung mit der/dem Eingesperrten, sondern sollte als Verstärkung unsere Verbundenheit als KollaborateurInnen gegen das Bestehende dienen. Solidarität ist unsere Waffe, mit welcher wir nicht nur um den Knast zu angreifen, sondern alle Strukturen der Macht, in der Fortsetzung des sozialen Kampfes. Gleichzeitig ist Solidarität ein Werkzeug, dass benutzt werden kann, um das sofortige, praktische Ergebnis zu erreichen – unsere eingesperrten GenossInnen aus dem Knast zu holen.
Das ist ein Aufruf an alle GenossInnen, wo auch immer sie sind, um eine Welle der Solidarität loszutreten, die Schaudern auf den Rücken der Schweinehunde, die an der Macht sind, erzeugen wird. Lasst uns ihnen beweisen, dass das Syndrome von Athen eine ansteckbares Krankheit ist.
Innerhalb und außerhalb der Knastgitter ist die aufständische Perspektive ein dauerhafter Zustand, der nicht auf einen speziellen Moment wartet, Karitas nicht akzeptiert sondern direkt angreift, überall, immer.

Bis zur Zerstörung aller Knäste

Freiheit für den Genossen A. Kiriakopoulos und alle Gefangenen des Dezembers
Solidarität mit den Verfolgten

Für die Generalisierung des aufständisches Zusammenpralls

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Brief des anarchistischen Genossen A. Kiriakopoulos aus dem Knast Korydallos

Fünf Monate nach den explosiven Ereignissen im Dezember, den Massenverhaftungen und den Verfolgungen, die stattgefunden haben, bleiben sechs von uns gefangenen innerhalb der Krallen des Staates.

Neulich haben der sogenannte “Justizstaat” und seine Knechte entschieden meine Untersuchungshaft zu verlängern, dabei haben sie deutlich gemacht, dass die Priorität die Vernichtung meiner Person und meiner “krimineller” Aktivitäten, sowie der Schutz der Gesellschaft, wäre. Gemessen an ihrer Charakterisierung bin ich eine sorglose und fanatische Person. Um die Schlüsse daraus zu ziehen: sie haben mich als Feind der Gesellschaft beschrieben. Aber die Feinde der Gesellschaft sind all diejenigen, die nach dem kaltblütigen Mord an dem Genossen Alexis Grigoropoulos versucht haben, das soziale Phänomen des gewalttätigen Aufstands im Dezember zu unterdrücken durch den rücksichtslosen und massiven Einsatz von Tränengas bis zum Ausmaß von Folter, das Verprügeln von Protestierenden und ihre rasche Einsperrung.
Jedenfalls ist seit Jahren bekannt, dass wenn um es anarchistische Demonstrationen geht, die Polizei chemische Kampfstoffe beim geringsten Vorwand freisetzt, um damit die Leute foltern zu können. Trotz der boshaftes Repression gegenüber den Gewalttätigkeiten des aufständischen Dezembers geht es weiter und es zeigt sich, dass das Feuer, welches entfacht wurde, nicht gelöscht werden kann. Schließlich war der Tod von Alexis der Grund und gleichzeitig der Vorwand für den Ausbruch des sozialen Zorns.

Wie immer wurde eine spezielle Rolle von den Massenmedien übernommen und die abscheulichen JournalistInnen haben ihre Propaganda bis zur äußersten Widerwärtigkeit ausgereizt. Nach dem staatlichen Mord an Alexis haben sie bloß über die weit verbreiteten Zerstörungen in allen Teilen von Griechenlands geschrieben und dass die Polizei niemanden verhaftet hätte. Dennoch glaube ich, dass die Tatsache, dass alle von uns Eingesperrten aufgrund des Aufstands die gleiche Anklage haben, kein Zufall ist. Die Linie des Staates war genau die gleiche für fast alle von uns.

Im Knast ist Zeit ist der schlimmste Feind. Vor allem, wenn du in Untersuchungshaft sitzt gibt es eine dauerhafte Unsicherheit, da du nie wirklich Bescheid darüber weißt, wann du genau entlassen wirst. Dieses stellt eine Situation dar, die dich definitiv psychologisch fertig macht. Das ist auch ein Effekt, der aus der Tatsache verursacht wird, dass du gegen deinen Willen für 14 Stunden am Tag innerhalb einer 9m² Zelle mit vier anderen eingesperrt bist. Eine Zelle, die bloß für eine Person gedacht wäre. Es fühlt sich besonders an, wenn Beziehungen vom Genossenschaft oder sogar von Verständnis rar sind, genauso wie außerhalb der Knastgitter. Sicherlich gibt es immer diejenigen, die sich entscheiden in Würde und Kampf zu bleiben.

Das Einsperren ist ein alltäglicher, psychologischer Krieg, der dir seitens des Systems aufgezwungen wird, wenn du im Knast bist. An der Spitze dessen sind auch die Schließer, die normalerweise die Gefangenen, die sich an Kämpfe beteiligen (Hungerstreiks, Ablehnung des Knastessens, Fordern der von der Zensur abgelehnten Drucksachen) auf eine erniedrigende und listiges Art und Weise behandeln. Ein typisches Beispiel davon ist z.B., dass beim letzten Mal als die Gefangenen das Knastessen als Protest gegen den Mord an Alexis abgelehnt haben, die Schließer der Abteilung zusammen mit anderen Schließern gekommen sind und die Gefangenen, die sich an den Proteste beteiligt haben, mit den Verlegung in andere Knästen gedroht haben.

Im Allgemeinen, wenn du dich nicht ihrem Strafsystem unterwirfst, versuchen sie ein Klima der Angst zu schaffen. Sowieso ist Knast ein großes Sammelbecken von Gemütern. Falls du feige bist wird der Knast dich zerhacken und dich noch feiger machen, aber falls du hartnäckig bist, wird er dich zu einer noch hartnäckigeren und kälteren Person machen. Die Zelle bringt den Gefangenen zum ersticken. Draußen, auf dem Gefängnishof ist die Illusion der Freiheit…

Trotzdem ist dadurch nichts beendet, der Kampf geht weiter.

Diejenigen, die Recht haben, sind die Rebellen
nicht die Spitzel und diejenigen, die sich verbiegen

(ein bekanntes griechisches anarchistisches Lied)

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