Italien: Gefährten Alfredo Cospito und Nicola Gai vom Gericht in Genua verurteilt

Knie kaputtGenua, 12. November 2013 – Die Urteile gegen Nicola Gai und Alfredo Cospito wurden heute morgen bekanntgegeben. Im abgekürzten Verfahren der ersten Instanz für den Knieschuss an Roberto Adinolfi, haben beide Anarchisten im Gerichtssaal die Tat während der letzten Sitzung am 30. Oktober in Kommuniqués verteidigt. Die Gefährten waren bei der Verhandlung am 12.11.2013 nicht anwesend.

Die Urteile sind:
– 10 Jahre und 8 Monate für Alfredo
– 9 Jahre und 4 Monate für Nicola

Beide wurden für den Angriff auf Adinolfi mit der Absicht des Terrorismus (gemäß Artikel 280 des italienischen Strafgesetzbuchs) verurteilt. Zusätzliche Haftbedingung ist reato ostativo – ein Hindernis für den Zugang zu Gefängnisleistungenvorteilen, Hausarrest, offener Vollzug etc.. Das Gericht verurteilte den Angriff somit als terroristischen Anschlag.

Die Bewertung der immateriellen Schäden, die durch den Kläger (der italienische Staat, Ansaldo Nucleare und Adinolfi selbst) beantragt wurde, wurden verschoben um in einer weiteren, eventuellen Zivilklage beurteilt zu werden. Die Richterin der Vorverhandlung, Annalisa Giacalone, unterwarf sich vollständig den Argumente der Anklage, dass der Zweck des Terrorismus und der Umsturz der demokratischen Ordnung in dem Fall aufgrund der Tatsache bewiesen ist, da in der Person des geschäftsführenden Vorstandsmitglied (CEO) Roberto Adinolfi von Ansaldo Nucleare Finmeccanica, ein staatliches Unternehmen mit globalen Interessen bei der Herstellung der Systeme der Kontrolle und Verteidigung, getroffen wurde.

Mit voller Gewissheit, das die wirklichen Verursacher des rücksichtlosen Terrors und Todes woanders zu Hause sind, schicken wir eine starke solidarische Umarmung an Nicola, Alfredo und an allen die sich nicht der Logik des Terrors niederbeugen, was so typisch für Herrschaft ist.

Ihr könnt beiden Gefährten an die folgende Knastadresse Briefe schicken:

Nicola GaiAlfredo Cospito
Casa Circondariale Ferrara, Via Arginone 327, ΙΤ-44122 Ferrara, Italy

more info: nidieunimaitres[at]gmail.com


Erklärung von Nicola Gai am Prozess wegen der Verletzung des Chefs von Ansaldo Nucleare

„Nessuno mi puó giudicare / Nemmeno tu / La veritá fa male lo so. -bekannter italienischer Schlager von C. Caselli – Niemand kann mich beurteilen / Nicht einmal du / Die Wahrheit ist schmerzhaft, ich weiss.“

Wenige Worte um einige einfache Tatsachen festzustellen, bevor die „Wahrheit“ im Rahmen des Prozesses bestimmt wird; falls der Begriff „Wahrheit“ nicht klar wäre, hab ich ihn ironisch gemeint gebraucht, tatsächlich anerkenne ich keinerlei anderes Gericht ausser meinem Gewissen. Die einzigen Verantwortlichen für das was in Genua am 7.Mai 2012 geschehen ist, sind ich und Alfredo. Niemand sonst, unter Freunden und Genossen, wusste von dem was wir planten und dann ausgeführt haben. So sehr ihr auch auf der Suche nach anderen Komplizen der „Missetat“ in unseren Leben und in unseren Beziehungen wühlt, werdet ihr das Gegenteil nicht beweisen können, sicher werdet ihr es versuchen, aber in dem Fall wird es sich einzig und alleine um Fälschungen und den Versuch handeln, irgendeinen Feind des Bestehenden festzunageln. Ich verstehe wenn jemand der sein Leben dem Dienste der Autorität gewidmet hat sich nicht leicht dem Gedanken fügen kann, dass zwei Individuen, nur mit ihrer Entschlossenheit bewaffnet, sich zum Versuch entschliessen können die Räderwerke des techno-industriellen Systems zu blockieren anstatt diszipliniert, ihrem Weiterdrehen beizutragen, aber die Dinge stehen einfach so. Nach Jahren die beim Zuschauen verbracht wurden wie die nie genug gerühmte technologische Entwicklung die systematische Vernichtung der Natur und aller Aspekte, die das Leben lebenswert machen, bewerkstelligte Jahre, verbracht in der Verfolgung mit Interesse, aber immer als Zuschauer, der Erfahrungen jener Rebellen die auch in dieser anscheinend befriedeten Welt den Kopf weiter erheben um die Möglichkeit eines freien und wilden Lebens durchzusetzen. Nach der Katastrophe von Fukushima, als Alfredo mir vorgeschlagen hat ihm in der Durchführung der Aktion gegen Ing. Adinolfi zu helfen, habe ich ohne Zögern zugesagt. Endlich konnte ich meine Ablehnung des techno-industriellen Systems konkret ausdrücken, aufhören an symbolischen Protesten teilzunehmen die zu oft bloss nichts anderes als Ausdrücke von Ohnmacht sind. Niemand mit einem Minimum an Verstand kann sich der Illusion ergeben, dass das Resultat eines Referendums oder die Lumpereien irgendeines Gurus der green economy die tödlichsten der innewohnenden Aspekte der Welt in der wir leben müssen auch nur ausgleichen könnten. Es ist unter den Augen aller die es sehen wollen, das Finmeccanica mit ihrer Kontrollierten weiter Massenvernichtungswaffen produziert; sie tut es einfach ausserhalb der Grenze Italiens, als würden die Strahlungen diese niederträchtigen Barrieren achten. In Rumänien (Cernadova, leidgeprüfte Ortschaft, die vor allem für die zahllosen Unfälle im AKW bekannt ist), der Slowakei und der Ukraine, bloss um die jüngsten und direktesten Investitionen zu nennen, sät Ansaldo Nucleare weiter Tod und Verderben und trägt weiter zur Vernichtung der Umwelt bei. Wie allen klar sein sollte, mit weiteren 190 AKWs bloss in Europa ist das Problem nicht die Frage ob ein weiteres Tschernobyl geschehen könnte, sondern nur wann es geschehen wird. Und als wäre das nicht schon genug dürfen wir nicht vergessen, dass solche Monstrositäten nicht nur töten wenn sie funktionieren, sondern auch mit ihren Abfällen. Diese werden in Europa herumgekarrt, ohne dass jemand wirklich weiss was anzufangen damit. Die der seit Jahrzehnten abgeschalteten italienischen AKWs werden auch heute noch nach Frankreich transportiert um „sicher“ gelagert zu werden: sie ziehen Brennmaterial daraus um andere Reaktoren zu füttern und auch etwelche Kilöchen Plutonium das nur zum Bomben bauen gebraucht werden kann (bloss um daran zu erinnern, dass es, wenn von Atom die Rede ist, keinen Unterschied zwischen zivilem und militärischen Gebrauch gibt), dann schicken sie uns die fast gleich gefährlich wie vorher zurück. Dazu, wer weiss was die Amerikaner mit dem Uran anstellen werden, das in diesem Sommer von einem Lager für Abfälle in der Basilicate in aller Heimlichkeit in die USA verlegt wurde. Ich könnte stundenlang von den Schäden und Zerstörungen sprechen die vom Nuklearen verursacht werden, zahllose Beispiele machen, in Erinnerung rufen was in Fukushima geschieht (wo, wie jemand – d. Üb.: der Atom-Terrorist Adinolfi – gesagt hat, keine der Toten dem AKW angelastet werden konnten…), aber ich bin nicht hier um Rechtfertigungen zu suchen. Das Nukleare ist vielleicht das Element dieser zivilisierten Welt wo die Unsinnigkeit und Monstrosität des techno-industriellen Systems für jedermann verständlich sein kann, aber wir müssen uns bewusst werden, dass wir auf dem Altar der technologischen Entwicklung jeden Bereich unserer individuellen Freiheit und jeden möglichen Bereich opfern, wo man ein wirklich lebenswertes leben führen könnte. Nun liegt es einzig an jedem und jeder Einzelnen von uns zu entscheiden ob gehorsam Untertan zu sein oder versuchen zu wollen, hier und jetzt, die Ablehnung des Bestehenden zu leben. Ich habe meine Entscheidung getroffen, freudig und ohne Gewissensbisse.

Wir werden hier als Terroristen abgestempelt herauskommen, das lustige ist, dass ihr das festlegen könnte ohne euch lächerlich zu fühlen: wo es doch das Strafgesetzbuch sagt. Eines ist sicher, Worte haben keinen Sinn mehr; wenn wir Terroristen sind, wie würdet ihr wohl die definieren die Waffen produzieren, Zielvorrichtungen für Raketen, Drohnen, Jagdbomber, Ausrüstungen zur Jagd auf Menschen die versuchen eine Grenze zu überqueren, AKWs, die auf Augenhöhe mit Mördern in Uniform und berühmten Diktatoren verhandeln, kurz, wie würdet ihr Finmeccanica definieren? Sicher, auch eure Mandanten glänzen nicht durch ihre Fantasie, und das dermassen, dass sie, um eventuelle Zweifel über die wirklichen Funktionen dieses Betriebes auszuräumen, kürzlich den Ex-Polizisten Gianni De Gennaro als dessen Chef eingesetzt haben: angesichts seiner Verantwortung für die Folterungen von Bolzaneto und für das Massaker der Diaz, als Polizeichef, während des G8 2001, haben sie logischerweise gedacht es sei der richtige Mann an der richtigen Stelle.

Zurück zum Motiv dieser meiner Erklärung möchte ich einige Präzisierungen zur „brillanten“ Operation machen die zu unserer Verhaftung geführt hat. Wer weiss wie viel Händeschütteln und Schulterklopfen die schlauen Spürhunde erhalten haben, die unseren einzigen fatalen Fehler ausnutzen konnten, der von unserer Unerfahrenheit und dem Drang nach Fukushima etwas zu machen, diktiert wurde, tatsächlich, wir haben die Minikamera nicht bemerkt, die ein eifriger Besitzer einer bar zum Schutze seiner belegten Brötchen montiert hatte. Leider haben wir sie nicht gesehen als wir den Weg studierten der vom Ort wo wir das Mofa zurückgelassen haben zur Bushaltestelle führt, von der aus wir mit einmal Umsteigen zum Stadtrand Richtung Arenzano gelangt wären, wo mein Auto parkiert war, das wir benutzt haben um Genua zu erreichen und zu verlassen. Um die ganze Wahrheit zu sagen, war jener der Kamera nicht der einzige begangene Fehler, wir haben auch kostbare Zeit verloren als wir uns vom Ort der Aktion entfernten, der wütende Aufschrei des Zauberlehrlings des Nuklearen: „Bastarde, ich weiss wer euch schickt!“ hat uns gelähmt. Es liegt sicher nicht an mir Hypothese zur Bedeutung dieses Satzes aufzustellen, der Moment war für gelassene Überlegungen nicht gerade günstig, und umso weniger bin ich gewohnt Luftschlösser über die Worte zu bauen, die eine andere Person von sich gibt, aber persönlich habe ich daraus geschlossen, dass wir die Hände in einen Haufen Scheisse gesteckt hatten. Alle anderen Elemente zur Rechtfertigung unserer Haft sind verzerrt oder, ganz einfach, falsch. Die famose Aufzeichnung des „pistolone“, wo ich gesagt haben soll geschossen zu haben, ist total unverständlich, nun ist es sinnlos Experten zu ihrer Demontage zu bemühen, aber da ich am Lenker des Mofa war, ist es unmöglich, dass ich auch die Pistole in der Hand haben konnte, und überdies scheint mir logischerweise absurd zu sein, dass ich das unbedingt dem erzählt hätte, der an der Aktion teilgenommen hatte, nämlich Alfredo. Zum Drucker, der in der Wohnung meiner Eltern beschlagnahmt wurde und von dem der wissenschaftliche Dienst der Polizei behauptete es sei der mit dem das Flugblatt gedruckt worden sei, gibt es wenig zu sagen, denn den Computer und den Drucker habe ich gekauft und wir haben beide nach Gebrauch vernichtet (hervorzuheben ist, dass, nachdem das Überprüfungsgericht unsere Haft bestätigt hatte, dieselben Wissenschaftler des RIS gemerkt haben, dass es wahrscheinlich nicht derselbe war). Was den Diebstahl des Mofas angeht, wegen dem ihr gegen uns und imaginäre Unbekannte vorgeht, sind die Dinge weniger kompliziert als ihr euch anstrengen werdet sie zu rekonstruieren. Wir gingen durch die Stadt und versuchten das Problem zu lösen, da wir keinerlei Erfahrung mit dieser Praxis hatten. Wie man weiss gewinnt wer wagt, tatsächlich sind wir in der lieblichen Ortschaft Bolzaneto über einen Skooter mit vergessenen Schlüssel im Schloss gestolpert, die haben wir genommen und entschieden nach einigen Tagen mit einem Helm zurückzukehren. Das Mofa war immer noch an der gleichen Stelle, ich konnte einfach in den Sattel steigen, es anlassen und in die Nähe des Friedhofs von Staglieno bringen, wo es bis fünfzehn Tage vor der Aktion blieb als ich es in die Nähe der Wohnung des Ing. Adinolfi brachte. Ich entschuldige mich beim Eigentümer, die Helme und die anderen Dinge unter dem Sitz weggeräumt und den hinteren kleinen Koffer weggeschmissen zu haben, leider störten sie uns, und die Idee zu versuchen die zurück zu geben war entschieden ungesund. Ein weiteres Element das die Ermittler ausgeschmückt haben und, fürchte ich, in Zukunft als wackere Inquisitoren versuchen werden zu brauchen, ist die im C.S.L. (d.Üb.: Libertäres Sozialzentrum) von Neapel gemachte Aufzeichnung, wo einige Genossen das Flugblatt kommentiert hätten das sie, in weltweiter Voraufführung, via elektronische Post erhalten hätten. Ich habe keine Ahnung wovon sie sprachen, und lasse mich nicht darüber aus wie, gelinde gesagt, schwer verständlich dieser Dialog ist, und es ist auch nicht der Fall bei der offensichtlichen Assonanz zwischen „Valentino“ und „volantino“ – d.Üb.: Flugblatt – zu verweilen, aber ich weiss sicher, dass die Erklärung nur über B-Post spediert wurde (die Briefe haben wir auf dem Rückweg beim Umsteigen in einen Briefkasten an der Strandpromenade in der Nähe des Fährterminals eingeworfen), folglich ist es schlicht unmöglich, dass sie die Erklärung via E-Mail erhalten haben.

Ich weiss mit Sicherheit, dass ihr unseren Fall gebrauchen werdet um ein Exempel zu statuieren, dass die Rache drakonisch sein wird, dass ihr alles tun werdet um uns zu isolieren (es genügt zu sagen, dass unsere Post seit mehr als einem Jahr der Zensur unterworfen ist), aber ich will euch eine schlechte Nachricht geben: es handelt sich um nutzlose Anstrengungen.

Seit etwa 150 Jahren versuchen auch brutalere Richter als ihr die Idee der Möglichkeit eines autoritätsfreien Lebens auszuradieren, aber mit dürftigen Resultaten. Ich kann euch gelassen versichern, dass eure repressiven Aktionen, seien sie noch so umfassend, seien sie noch so beliebig, überhaupt nichts zerlegen oder ausrotten werden. Wenn ihr meint über uns zu weiteren Anarchisten zu gelangen, die entschieden haben die chaotische, spontane und informale Möglichkeit der FAI zu erleben, täuscht ihr euch gewaltig und könnt bloss den x-ten Schlag ins Wasser führen; weder ich noch Alfredo kennen Leute die diese Wahl getroffen haben. Ihr jagt einem Gespenst hinterher das ihr nicht in die engen Kästchen eurer Gesetze sperren könnt. Das weil es sich in dem Moment manifestiert, in dem die zerstörerischen Neigungen von denen die es beseelen sich vereinen um zu handeln, in dem Moment, in dem freie Frauen und Männer sich zur konkreten Erfahrung der Anarchie entscheiden. Jetzt wo die Erfahrung der Zelle Olga abgeschlossen ist, kann ich euch nur versichern, dass ich neue Gründe um meinen Hass zu nähren und Motive gefunden habe, um die Vernichtung des Bestehenden, das aus Autorität, Ausbeutung und Zerstörung der Natur fabriziert ist, zu wünschen.

Liebe und Komplizität den Schwestern und Brüdern die mit ihren Aktionen, überall auf der Welt, den irren Traum der FAI/FRI wirklich werden lassen.

Liebe und Komplizität den Genossinnen und Genossen die, anonym oder nicht, im Namen der Möglichkeit eines autoritätsfreien Lebens mit dem Angriff weitermachen.

Liebe und Freiheit allen anarchistischen gefangenen.

Es lebe die schwarze Internationale der Unbeugsamen gegenüber der todbringenden Ordnung der Zivilisation.

Hoch lebe die Anarchie!

Nicola Gai, Ferrara, September 2013, Mittwoch 30.10.2013


Erklärung von Alfredo Cospito am Prozess wegen der Verletzung des Chefs von Ansaldo Nucleare

Aus dem Bauch des Leviathans

„…die Träume sind hier in der Gegenwart zu verwirklichen und nicht in einer hypothetischen Zukunft, da die Zukunft immer von den Pfaffen aller Religionen oder Ideologien zum Verkauf angeboten werden um uns straflos bestehlen zu können. Wir wollen eine Gegenwart die es verdient gelebt zu werden und nicht einfach in messianischer Erwartung eines zukünftigen irdischen Paradieses geopfert wird. Darum wollten wir konkret von einer jetzt und nicht morgen zu realisierenden Anarchie reden. Das „alles und subito“ ist eine Wette, ein Spiel das wir spielen wo der Einsatz unser Leben ist, das Leben aller, unser Tod, der Tod aller…“ Pierleone Mario Porcu

„Wissenschaft ist der ewige Holocaust des flüchtigen, kurzlebigen, aber realen Lebens, auf dem Altar der ewigen Abstraktionen. Was ich predige ist also Revolte des Lebens gegen die Herrschaft der Wissenschaft.“ Michail Bakunin

„Während der Mensch sich aufplusterte und den Gott spielte, brach ein Schwachsinn über ihn herein. Die Techniken wurden zum höchsten Rang erhoben und, kaum auf den Thron gesetzt, warfen sie ihre Ketten über die Intelligenzen die sie geschaffen hatten.“ Edgar Allan Poe

„Das auf dem Nichts gegründete Reich in dem du überlegen regierst fällt zusammen.

Es kann die Last der Wahrheit nicht ertragen.

Ich rate dir zu einer massiven Dosis Leben.

Ich rate dir zu einer massiven Dosis Leben.!

So wirst du wenigstens sagen können du habest es erlebt.“ Congegno

„Bastarde…Ich weiss wer euch schickt!!!“ Roberto Adinolfi

An einem glänzenden Maimorgen habe ich gehandelt und habe das Leben in vollen Zügen genossen. Für einmal habe ich Angst und Ausreden hinter mir gelassen und das Unbekannte herausgefordert. In einem Europa voller AKWs ist einer der wichtigsten Verantwortlichen der kommenden nuklearen Katastrophe vor meinen Füssen gefallen. Ich will ganz klar sein: die Zelle Olga FAI/FRI sind nur ich und Nicola. Niemand anderes hat an dieser Aktion teilgenommen, mitgemacht und mitgeplant; niemand wusste von unserem Projekt. Ich werde nicht yulassen das um die Aufmerksamkeit vom wirklichen Ziel abzulenken mein Handeln in einen obsy;nen absurden massenmedialen und juristischen Eintopf aus “Umsturz der demokratischen Ordnung”, “subversive Vereinigung”, “bewaffnete Bande”, “Terrorismus” geschmissen wird; leere Floskeln im Munde von Richtern und Journalisten.

Ich bin Antiorganisationsanarchist weil gegen jegliche Form von organisatorischer Autorität und Zwang. Ich bin Nihilist weil ich meine Anarchie heute lebe und nicht in Erwartung einer Revolution die, wenn sie auch kommt, bloss neue Autorität, neue Technologie, neue Zivilisation schaffen wird. Ich lebe meine Anarchie mit Natürlichkeit, Freude, Lust ohne jeglichen Märtyrergeist, und stelle mich mit meinem ganzen Wesen gegen dieses zivilisierte Existente das mir unerträglich ist. Ich bin antisozial weil überzeugt, dass die Gesellschaft nur unter dem Zeichen der Spaltung in Herrschende und Beherrschte existiert. Ich bezwecke keinerlei zukünftige “paradiesische” sozialistische Alchemie, setze keinerlei Vertrauen in irgendeine soziale Klasse, meine Revolte ohne Revolution ist individuell, existentiell, totalisierend, absolut, bewaffnet. In mir hat es nicht die Spur eines Übermensch-ismus, keinerlei Verachtung gegenüber den Unterdrückten, dem “Volk”, überzeugt, dass, wie ein orientalisches Sprichwort sagt: “man die Schlange nicht verachten soll weil sie keine Hörner hat; eines Tages könnte sie sich in einen Drachen verwandeln!” Gleichfalls kann sich ein Sklave in einen Rebell verwandeln, ein einziger mann, eine einzige Frau zum verheerenden Brand werden. Mit allen meinen Kräften verachte ich die Mächtigen auf Erden, seien es Politiker, Wissenschaftler, Technokraten, Volksanführer, Leader jeglichen Schlages, Bürokraten, militärische und religiöse Chefs. Die ordnung die ich stürzen will ist die der Zivilisation die Tag für Tag alles zerstört was das Leben lebenswert macht. Staat, Demokratie, soziale Klassen, Ideologien, Religionen, Polizei, Heere, selbst euer gericht sind Schatten, Schimären, Räderwerke, allesamt ersetzbar, einer Megamaschine die alles umfasst. Für die Technologie werden wir eines Tages überflüssig sein und sie wird uns alle in Automaten verwandeln, verloren in einem Panorama des Todes und der Trübseligkeit. An jenem siebten Mai 2012 habe ich für einen Moment Sand in das Räderwerk dieser Megamaschine gestreut, für einen Moment habe ich voll gelebt in dem ich einen bedeutenden Unterschied gemacht habe. An jenem Tag war nicht eine alte Tokarew meine beste Waffe, sondern der tiefe und wilde Hass den ich gegen die technoindustrielle Gesellschaft empfinde, Ich habe die Aktion als FAI/FRI gezeichnet weil ich mich in diesen klarsichtigen “Irrsinn” verliebt habe, der konkrete Poesie, manchmal Brise, manchmal Sturm geworden ist, der chaotisch durch die halbe Welt weht, unbeirrt, undenkbar, gegen jedes Gesetz, gegen jeden “gesunden Menschenverstand, gegen jede Ideologie, gegen jede Politik, gegen Wissenschaft und Zivilisation, gegen jede Autorität, Organisation und Hierarchie. Eine Vorstellung der konkreten Anarchie die keine Theoretiker, Anführer, Leader, Kader, Soldaten, Helden, Märtyrer, Organigramme, Militante und noch weniger Zuschauer vorsieht. Jahrelang habe ich der Entwicklung dieser neuen Anarchie beigewohnt, in der Tat immer Zuschauer bleibend. Zu lange habe ich nur zugeschaut und nichts getan. Wird Anarchie nicht zur Aktion lehnt sie das Leben ab und wird Ideologie, Scheisse oder weniger mehr, im besten Fall ohnmächtige Gefühlsentladung für frustrierte Männer und Frauen.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima entschied ich zur Aktion zu greifen. Vor Geschehnissen diesen Ausmasses fühlt man sich oft unzulänglich. Der primitive Mensch trat den Gefahren entgegen, wusste sich zu verteidigen. Der moderne und zivilisierte Mensch steht vor den Konstruktionen und Zwängen der Technologie wehrlos da. Wie Schafe die beim Hirten Schutz suchen der sie schlachten wird, so vertrauen wir Zivilisierte uns den westlichen Priestern der Wissenschaft an, denselben die uns langsam das Grab schaufeln. Adinolfi sahen wir scheinheilig von den TV-Bildschirmen herab lächeln und sich als Opfer darbieten. Wir haben ihn in den Schulen Lektionen gegen den “Terrorismus” erteilen sehen. Aber ich frage mich was ist Terrorismus? Ein Schuss, ein starker Schmerz, eine offene Wunde oder andauernde, unaufhörliche Bedrohung eines langsamen Todes, der dich von innen her auffrisst. Der andauernde, unaufhörliche Terror davor, dass eines seiner AKWs plötzlich Tod und Trübseligkeit über uns auskotzt. Ansaldo Nucleare und Finmeccanica haben enorme Verantwortungen. Ihre Projekte säen andauernd und überall Tod und Verderben, in letzter Zeit spricht man von möglichen Investitionen zur Verdoppelung des AKWs von Krsko in Slowenien zwei Schritte von Italien entfernt, ein Gebiet mit hoher Erdbebengefahr. In Cernadova, Rumänien, gab es 2000 bis heute etliche Unfälle die durch die Einfältigkeit von Ansaldo beim Bau eines ihrer AKWs verursacht wurden. Wie viel zerbrochene Leben? Wieviel vergossenes Blut? Technokraten von Ansaldo und Finmeccanica mit eurem locker sitzenden Lächeln, mit eurem “guten” Gewissen, euer “Fortschritt” stinkt nach Kadaver, der Tod den ihr in der Welt sät schreit nach Rache. Es gibt viele Arten um dem Nuklearen konkret zu widerstehen, Züge blockieren die Abfälle transportieren, Sabotage von Masten die Atomenergie transportieren. Mir kam in den Sinn den ersten Verantwortlichen dieses Gemetzels in Italien zu treffen: Roberto Adinolfi Chef von Ansaldo Nucleare. Es war einfach herauszubekommen wo er wohnt, es genügten fünf Observierungen. Es braucht keine militärische Struktur einer subversiven Vereinigung oder einer bewaffneten Bande um zuzuschlagen, jederman, bewaffnet mit festem Willen kann das Undenkbare denken und demzufolge handeln. Ich hätte alles allein getan, leider benötigte ich eine Hilfe wegen dem Mofa: ich fragte Nicola, appellierte an seine Freundschaft, er zog sich nicht zurück. Die Pistole kaufte ich auf dem Schwarzmarkt, 300 Euro. Es braucht keine klandestine Infrastruktur oder viel Kapital um sich zu bewaffnen. Wir fuhren in der nacht zuvor von Turin weg. Alles lief glatt oder fast, Nicola am Lenker, ich traf genau dort wo zu treffen wir festgelegt hatten. Ein genauer Schuss, mein Lauf zum Motorrad und dann das Unvorhergesehene, der wutentbrannte Schrei Adinolfis, der gebrüllte Satz der mich erstarren und wertvolle sekunden verlieren liess: “Bastardi!…ich weiss wer euch schickt!!!” im selben Moment hatte ich die absolute Gewissheit ins Ziel getroffen zu haben, voll bewusst des Misthaufens, in den ich die Hände gesteckt hatte; Millioneninteressen, internationale Finanz, Politik und Macht, Dreck und Mist. Jene “geraubten” Sekunden erlaubten Adinolfi einen Teil des Nummernschildes zu lesen, das wir aus Unerfahrenheit nicht abgedeckt hatten. Dank diesen Zahlen konnten sie auf das Mofa schliessen und vom Motorrad auf die Videokamera.

Sicherlich wird das Urteil dieses Gerichtes nicht genügen um aus uns böse Terroristen und aus Adinolfi und Finmeccanica Wohltäter der Menscheit zu machen. Die Zeit der grossen Ablehnung ist gekommen, Ablehnung die aus Pluralität und Widerständen besteht, alle davon sind ein Fall an sich; einige sind möglich, notwendig, undenkbar; andere sind spontan, wild, solitär, konzertiert, ungestüm oder gewalttätig. Unserer war solitär und gewalttätig. Hat es sich gelohnt? Ja! Und sei es auch nur wegen unserem Glücksgefühl als wir vom verächtlichenLächeln erfahren haben, das Olga Ikonomidou, die mutige Schwester der Verschwörung der Zellen des Feuers in einer isolationszelle eines griechischen Knastes ihren Kerkermeistern ins Gesicht geschleudert hat. Ich bin glücklich der zu sein, der ich bin, ein freier Mensch, auch wenn “momentan” in Ketten. Ich kann mich doch nicht beklagen, vor der Tatsache, dass die Mehrheit der “Leute” die Ketten solide im Kopf eingepflanzt hat. In meinem Leben habe ich immer versucht das zu machen, was ich richtig fand und nie was vorteilhaft war. Das Mittelmass hat mich nie überzeugt. Ich habe sehr geliebt, ich habe sehr gehasst. Genau deswegen werde ich mich euren Gitterstäben, Uniformen und Waffen nie ergeben. Ihr werdet mich immer als Unbeugsamen und stolzen Feind haben. Ich bin nicht allein. Anarchisten sind nie allein, manchmal solitär, aber nie allein. Tausende Pläne im Kopf, eine Hoffnung im Herzen die immer stärker, gefestigter und immer gemeinsamer vertreten weiterlebt; konkrete Perspektive, die”Gefahr läuft” das Gesicht der Anarchie in der Welt zu verändern. Kleine und grosse Erdrutshce die eines Tages ein Kataklysma auslösen werden, es wird Zeit brauchen, egal, im Augenblick geniesse ich das in mir vor lauter Lust zur Freude und zum kampf ausgelöste Erdbeben.

Ich schliesse mit einer Zitierung von Martino (Marco Camenisch) nie gebeugter krieger, wegen seiner tiefen Liebe fürs Leben seit 20 Jahren gefangener, heute in einem aseptischen schweizer Knast eingesperrt, und mache diese seine Worte mein:

“…Mut die Dinge bis auf den Grund zu denken, das Verbot der technologischen Polizei des “Unmöglichen” oder des “Undenkbareb” übertreten, anders und auf andere Art denken und konsequent handeln. Nur das kann uns aus der lauwarmen giftigen Brühe der Modernität heraus an Orte führen, wo uns nichts und niemand im Ort ohne Gewissen anführen wird, im Ort der Verantwortung in erster Person für die Nicht-Unterwerfung mit allen ihren Folgen. Die Freiheit ist hart und gefährlich und es gibt keine Leben ohne Tod. Aus Angst vor dem Leben fügen wir uns in Sklaverei der Vernichtung.”

Tod der Zivilisation

Tod der technologischen gesellschaft

Langes Leben der VZF

Langes Leben der FAI/FRI

Hoch lebe die schwarze Internationale!

Hoch lebe die Anarchie!

Alfredo Cospito

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