Zu aktuellen Repressionsschlägen in Chile

Argentinien schiebt Marcelo Villarroel und Freddy Fuentevilla nach Chile ab

freddy-marcelo-chileDie argentinische Regierung weist Freddy Villaroel und Marcelo Fuentevilla am 15.12. durch eine grossangelegte polizeiliche Operation mit Hochsicherheits-Charakter aus. Alle Strassen Neuquéns (Argentinien), wo die beiden seit dem 15.03. letzten Jahres im Knast sassen, wurden von einem Grossaufgebot der Polizei überwacht, um jegliche solidarische Aktion sofort zu unterbinden. Die Nachricht der Abschiebung wurde vorher nicht offiziell bekannt gegeben, nicht einmal ihre Anwälte wurden unterrichtet. Nur durch die Frau eines Mitgefangenen wurde die Nachricht überliefert, dass Freddy und Marcelo in Isolierungszellen verlegt wurden, was auf eine Verlegung in einen anderen Knast oder eine Abschiebung hindeutete.
Nachdem sie 22.45 Uhr an einem Grenzposten in Lonquimay (9. Region) der chilenischen Polizei übergeben wurden, flog man sie nach Santiago de Chile, wo sie in den Morgenstunden ankamen.

Am 16.12. wurden sie in Chile dem Richter vorgeführt und wegen der angeblichen Teilnahme am Banküberfall “Banco Security” im Oktober 2007, unter hohem Sicherheitsaufkommen angeklagt- allein Freddy und Marcelo wurden von einem Dutzend Polizisten umringt und auch vor dem Gerichtsgebäude befanden sich etliche, neben einigen Wasserwerfern. Danach wurden sie der Militärjustiz vorgeführt, wo Freddy der angeblichen Mittäterschaft am Mord des Polizisten Moyano (der bei der Flucht erschossen wurde) angeklagt wurde. In diesem Fall steht Freddy unter doppelter Anklage wegen ein und derselben Aktion.
Schon kurz nach dem Banküberfall vor zwei Jahren wurden Freddy und Marcelo, ohne Verfahren und Beweise, medial und politisch vorverurteilt, wie auch derzeit u.a. durch Rosende (Untersekretär des chilenischen Innenministers): “Nun ist die chilenische Justiz an der Reihe, die zustehenden Strafen zu verhängen. Wenn ‘Danny de Vito’, einer der Mittäter, 15 Jahre wegen dem Bankraub riskiert, wird die beiden wenigstens eine Strafe in dieser Höhe erwarten, ausserdem muss ihre Beteiligung am Mord des Polizisten gefestigt werden. Zwei Personen befinden sich immer noch auf der Flucht und es muss präzisiert werden wer in welcher Rolle steckte. Alle sind Mittäter der Straftat, daher wird die Strafe 15 Jahre übersteigen.” In diesem Sinne wurde die beglaubigte Teilnahme, die Bestrafung und ihre Dauer schon von Rosende vorweggenommen, obwohl die offizielle Anklage erst am Morgen nach ihrer Überführung erhoben wurde.
Zur Zeit befinden sich die beiden in Untersuchungshaft im Hochsicherheitsgefängniss und es wurde ein Ermittlungszeitraum von 120 Tagen angesetzt.

Solidarität mit den Gefangenen, damit sie wissen, dass sie nicht allein sind.

Infos auf Spanisch:
hommodolars.org/web/
freddymarcelo.entodaspartes.net/


Parallele Hausdurchsuchungen in Santiago de Chile

Centro Social Okupado y Biblioteca Sacco y VanzettiAm vergangenen Freitag, den 11.12.09, kam es in Santiago de Chile, zwei Tage vor den Präsidentschaftswahlen, zu mehreren Hausdurchsuchungen. Um 6 Uhr morgens drangen schwerbewaffnete Carabineros und die PDI- Policía de Investigaciones gleichzeitig in 4 besetzte Häuser (Centro Social Okupado y Biblioteca Sacco y Vanzetti, La Idea, La Crota, El Hogar) und zwei Wohnungen ein. Die Hausdurchsuchungen, die bis Mittags andauerten, stehen im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Fall “Caso Bomba”, die die Bombenangriffe der letzten Jahre und Monate auf verschiedene staatliche Institutionen aufklären wollen. Im Zuge dessen wurden u.a. Bücher, Fanzines, Propanganda, Fahrräder, Werkzeug, Handys, Festplatten, Sticks und Cd’s beschlagnahmt und es kam zu insgesamt 12 Verhaftungen, u.a. wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Beamtenbeleidigung. Am selben Abend wurden alle Compañeros wieder freigelassen, vier von ihnen mit Auflagen (u.a. dürfen sie sich nicht dem Poli nähern, den sie verletzt haben sollen).
Aufgrund der Uhrzeit der Hausdurchsuchungen und der Überwachung und Abschirmung der umliegenden Strassen durch bewaffnete Polizei und etliche Polizeifahrzeuge, gab es vor den Häusern keine Unterstützung.

Ein Zitat des Innenministers, Edmundo Perez Yoma, 11.Dezember:
Gott sei Dank haben die Staatsanwalte endlich die Hausdurchsuchungsbefehle erteilt…und das zu einem guten Zeitpunkt.”

Dieser repressive Angriff und das folgende Medienspektakel war für einige nicht sehr überraschend. Kurz vor den Wahlen sollte noch einmal ein Erfolg der polizeilichen Ermittlungen vorgeführt werden- nichts mehr als offensichtliche Frustration, da die Ermittlungen keine Resultate erzielten. Seit einiger Zeit und v.a. nach dem Tod von Mauricio Morales im Mai diesen Jahres, werden etliche Compañeros polizeilich verfolgt, ihre Telefon abgehört, ihr Mail-Verkehr überwacht und Häuser observiert.

Mehr Infos (auf Spanisch):
hommodollars.org
liberaciontotal.entodaspartes.net/

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