Zum Hungerstreik vom 20. Dezember bis zum 1. Januar in den Knästen

anarchoblumeDurch die Initiative des anarchistischen Gefangenen Gabriel Pombo da Silva wird es vom 20. Dezember bis zum 1. Januar 2010 einen kollektiven Hungerstreik in den Knästen geben, um die Solidarität zwischen inhaftierten RebellInnen in der ganzen Welt zu verdeutlichen und zu stärken, sowie den Hass auf den Knast und die Gesellschaft, die diese produziert.
Eine Vielzahl von Gefangenen aus vielen Teilen der Welt hat ihre Teilnahme signalisiert:

Gabriel Pombo Da Silva
c/o JVA Aachen – Krefelderstrasse 251 – 52070 Aachen – Deutschland

Marco Camenisch
Postfach 3143 – 8105 Regensdorf – Schweiz

Juan Carlos Rico Rodríguez
und
Francisco Maya Rodriguez
Centro Penitenciario de Madrid V (Soto del Real) – Ctra. Comarcal 611, km. 37,6 – C.P. 28770 Soto del Real (Madrid) – España

Sergio Maria Stefani
Carcere di Spoleto/ via maiano, 10/ 06049-Spoleto (PG)

Honorio Gómez Alfaro
Centro Penitenciario de Madrid IV/ Ctra. N-V, km. 27,7 / 28600 Navalcarnero (Madrid)/ España

Alberto Jiménez Alba
Centro Penitenciario de Madrid III/Ctra. Pinto-San Martín de la Vega, km. 5/ 28340 Valdemoro (Madrid)/ España

Diego Petrissans
C.P.F. Devoto (C.A.B.A.)/ Bermudez 2651 (C.P. 1417)/ P. 5 – C 2°/ Argentina

Gabriel sitzt seit Juni 2004 im Knast in Aachen und wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt, davor saß er mehrere Jahre in Spanien, wo er innerhalb des FIES-Systems (Isolationshaft) dagegen gekämpft hat. Im Zusammenhang mit Gabriel wollen wir auch den Anarchist José Delgado erwähnen, der ebenfalls zu der gleichen Strafe verurteilt wurde. Die Beiden wurden mit zwei anderen Menschen in Aachen nahe der deutschen Grenze im Jahr 2004 verhaftet. Gabriel schreibt regelmäßig Texte, die in der ganzen Welt veröffentlicht werden und beteiligt sich am vielen Protestaktion aus dem Knast heraus.

Den Aufruf von Gabriel sowie Briefe und Texte von Gefangenen, die sich entschlossen haben ihren Beitrag zu leisten, sind weiter unten zu finden.

“Solidarity is a weapon, best used when it becomes gasoline to throw on those fires of revolt that their repression wants extinguished” – Sergio

“I think it is clear that our oppressors are not afraid of our diy explosives (on this point they are far ahead of us) but of the ideas that drive us to break through the status quo, of the love that moves us to overcome anything in our way and makes us bold and reckless.” – Gabriel Pombo Da Silva

Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen!
Freiheit für alle!

 


Gabriel Pombo da Silva: Vorschlag eines Hungerstreiks
vom 20. Dezember bis zum 1. Januar 2010
Ich fühle mich von der Idee getrieben einen Hungerstreik zusammen mit anderen GefährtInnen im Dezember zu koordinieren/machen… Wenn die GefährtInnen es gut finden, würde ich vorschlagen einen Hungerstreik vom 20. Dezember bis zum 1. Januar zu machen… Es ist ein “sinnvoller” Zeitabschnitt (für mich sind Hungerstreiks ein Werkzeug strategischer Kämpfe… Das soll bedeuten, dass in unserer Situation, als vom Staat-Kapital entführte, wir nur diese Form von Kampf haben, aufgrund der Zerstreuung der GefährtInnen in verschiedene Gefängnisse/Staaten)… Und ich sage “sinnvoll”, weil diese Initiative eine “Geste” von Liebe und Widerstand beabsichtigt und nicht von Opferverhalten ist.
Die steigende Zahl gefangener (und “freier”) GefährtInnen steht neben dem System des Boykotts in der Korrespondenz welche ich erleide, welche mich daran hindert allen anderen rebellischen Individuen und ähnlichen, die auf der Welt verstreut sind, zu schreiben. Ich werde ihnen niemals eine persönliche Befriedigung geben mich “klagend” oder “jämmerlich” aufgrund dieser Bedingungen zu sehen.
Wenn ich etwas schreibe, muss es ein Text sein, welcher zur Freude/Genuss zur Revolte ist und nicht zum Geheul der Konsequenzen unseres Denkens/Handelns. Die Verhaftung von Alfredo Bonanno und Christos Stratigopoulos in Griechenland ist die Konsequenz, dass zu machen was gesagt wird…
Ich kann mir vorstellen, wie unbequem es für den griechischen Staat ist in ihren Gefängnissen zwei GefährtInnen solches Schnittes zu haben. Was die GefährtInnen, welche sich in Alessandria (Italien) “versammelt” haben, gibt es den Anschein nach ein Mittel gegen den “Belehrungseifer”… Sie haben festgestellt, dass unsere Ideen gewisse soziale RebellInnen anziehen… Es gibt andere schlimmere Arten der Isolierung, wie zum Beispiel in Deutschland, wo sie dich mit Ehrlosen und Vergewaltigern umgeben…
Na gut… es wäre wichtig zu wissen auf wen wir in diesem neuen Hungerstreik zählen können… und dass die GefährtInnen ein Kommuniqué vor dem Hungerstreik vorbereitet haben…
Hinsichtlich des Inhaltes der jeweiligen Kommuniqués bin ich damit einverstanden, dass der im Kampf gestorbene Mauricio Morales erwähnt wird… Ich werde darüber schreiben, sowie die Sensibilisierung in Relation mit dem politischem Asyl von Freddy und Marcelo in Argentinien…ohne unseren lieben Marco zu vergessen.
Ich werde schauen was mit den GefährtInnen in den spanischen Gefängnissen gemacht werden kann, aber ich erwarte nicht sehr viel von dort… Vor allem weil meine Korrespondenz fast immer von den Schließern beschlagnahmt wird…

Eine starke anarchistische Umarmung

Gabriel
Aachen, 16. Oktober 2009


Diego Sebastián Petrissans, gefangener Gefährte aus Argentinien, schließt sich dem Vorschlag eines Hungerstreikes von Gabriel Pombo da Silva an.
“Affinität mit den GefährtInnen im Hungerstreik, Organisation und Antwort gegen den terroristischen Staat.”

Die Kommunikation ist die wichtigste Verbindung in der Organisation von GefährtInnen, die der Repression der Sicherheitsapparate jeder Art des Staates eine Antwort geben. Innerhalb der Organisation müssen die Zellen der direkten Aktion unabhängig von einander sein, wo die Resultate der Aktionen den Weg des sozialen Krieges kennzeichnen, um uns von Herrschaft und Ausbeutung zu befreien. Die Dichte der Wörter innerhalb der Gruppe von GefährtInnen, welche diese Zellen ausmachen ist für den Schutz dieser GefährtInnen und der Kontinuität der subversiven Aktionen notwendig. Die Menge ist nicht wichtig, sondern die menschliche Qualität die sie erweckt.
Denn das wichtigste im sozialen Krieg ist die Erzeugung von Bewusstsein, den Verstand zu erwecken, das Blut zum Kochen zu bringen und sich über die Konsequenzen von Misserfolg extremer Aktionen im Klaren zu sein. Die Revolution ist kein Spiel. Die Revolution beginnt beim eigenen Leben, im eigenen Bewusstsein um dieses nachher anzustecken, bzw. zu verbreiten. Ich beteilige mich am Hungerstreik, Ende Dezember bis Anfang Januar, in internationaler Solidarität mit den GefährtInnen, die gegen diesen Müll von Leben leben, welchem wir unterworfen sind. Ein weltweites System von Tod und Repression.
Ein Gruß an die GefährtInnen Gabriel, Claudio, Marco, Fredy, Marcelo, Karina, Leandro… und in der Forderung aller im Kampf in radikalen Taten gefallenen GefährtInnen, an sie alle… Auf unser Wohl!!!
Auf die Freiheit hoffend um wieder mit Vergnügen gegen die Feinde zuschlagen zu können mit einem Lächeln, eine feste Umarmung.

Diego


Zum Kollektiven Hungerstreik vom 20.12.09-01.01.2010 von einigen der Freien Anarchistischen Gefangenen
Wir, einige unter anderem in Deutschland, Italien, Spanien, Chile, Argentinien von Staat und Kapital in Geiselhaft genommene freie anarchistische Gefangene sind mit dem Vorschlag unseres in Deutschland gefangenen Genossen Gabriel Pombo Da Silva zur Ergreifung dieser Initiative einverstanden.

Wir wollen damit unseres im Mai dieses Jahres in Chile im sozialen Krieg gefallenen Genossen Maurizio Morales gedenken.

Wir sind uns einig, dass der Hungerstreik für uns freie Gefangene eines der Mittel und Ausdrücke zur revolutionären Teilnahme, Solidarität und Stärkung im sozialen Kampf drinnen und draussen gegen Knast und Repression aber auch allgemein im sozialen Krieg gegen Unterdrückung und Ausbeutung ist.

Wir befinden uns gemeinsam in der Lage zur Ergreifung dieser spontan von uns ausgehenden Initiative.

Weiter ist uns anarchistischen Gefangenen und KämpferInnen im sozialen Krieg gemeinsam, dass wir KriegerInnen und nicht etwa SoldatInnen verschiedener Ausdrücke, Gruppen, Bezugspunkte und/oder Dogmen (auch nicht der eigenen…) im sozialen Krieg sind.
Aber auch, dass wir Gefangenen einzeln oder in Kleingruppen international verteilt und auf irgendeine Art und Weise isoliert und aus verschiedenen Generationen, Erfahrungen, Tendenzen, Kontexten und in verschiedenen Lagen sind.
Von der Kraft der oben natürlich sehr unvollständig angedeuteten Affinität ausgehend, handeln und drücken wir uns als AnarchistInnen inhaltlich individuell und/oder in Gruppen vor allem aus erstem Grund selbstständig und unabhängig voneinander aus.
Andererseits behindert uns eine vor allem in Deutschland und Spanien getätigte massive repressive Einschränkung der Kommunikation untereinander und nach aussen und ich möchte mich herzlich vor allem bei den italienischen GenossInnen von culmine (sowie den anderen revolutionären Ausdrücken) für ihren solidarischen Einsatz (Sammlung und Verbreitung der Teilnahmen, eventuellen Erklärungen, Artikeln und Texten und Übersetzungen Spanisch Italienisch; siehe culmine@riseup.net ; culmine.noblogs.org) bedanken, ohne den die Verwirklichung und Vermittlung dieser Initiative viel schwerer bis unmöglich gewesen wäre oder ist. Und auch ihnen alle in Solidarität in ihrem laufenden Prozess politischer Verfolgung durch die üblichen Vereinigungsartikel!

Ich knüpfe auch an meine Erklärung für meine Initiative vom 9.-16.November an und erinnere nochmals an Mumia Abu-Jamal, der mehr denn je von der Ermordung durch den Staat und seine Gerichte und Gesetze bedroht ist.
Diese betreffen uns drinnen und draussen allen verschieden hart, vor allem auf den verschiedenen Wegen, Situationen, Siegen, Niederlagen, Fortschritten und Rückschlägen im immer überlebensnotwendigeren sozialen Widerstands- und Befreiungskrieg vor Unterdrückung und Ausbeutung mit dem Ziel der Freiheit und Gerechtigkeit für alles Leben auf dem Planeten.
Sie beschränken und zwingen uns alle in irgendeiner Form und Härte in unausweichliche und sehr reale Übergänge und Situationen, mit denen wir uns bis zur Erreichung ihrer Abschaffung alle sehr real, sorgfältig und vielfältig solidarisch auseinandersetzen müssen. Oft auch als nackte Überlebensfrage. Oft unvermeidlich gegensätzlich, aber immer als Gegensatz auch des Systems (zum Beispiel im politisch geführten Prozess), weil alle Formen der Herrschaft zum eigenen Fortbestehen auf ihre Legitimationskraft nicht verzichten können.

Ich grüße hiermit Gabriel und José in Deutschland, die gefangenen anarchistischen genossen in Alessandria in Italien, und dort auch Nicola de Maria und alle revolutionären gefangenen GenossInnen in Siano und anderswo, die gefangenen anarchistischen Genossen in der Schweiz, in Spanien, Frankreich, in Griechenland Christos und Alfredo und alle anderen, in Chile und Argentinien Freddy und Marcelo und alle anderen, zusammen mit den politischen Gefangenen des Befreiungskrieges der Mapuche. Und alle anderen anarchistischen und andere freien Gefangenen des sozialen Krieges überall!

Solidarität mit allen Kämpfen drinnen und draussen gegen Knast, Isolation und Repression weltweit.

Solidarität mit dem Kampf aller unterdrückten und ausgebeuteten Menschen und Völker gegen Staat, Kapital, Imperialismus, Patriarchat, gegen alle Formen von Unterdrückung, Ausbeutung und Abrichtung.

Für Freiheit und Gerechtigkeit als natürliches Recht auf Leben!

Ein Kampf, der uns in aller Vielfalt und alle Teilkämpfe schlussendlich vereinen muss, und für alles Leben auf der Erde geführt werden muss. Einzige Alternative dazu: Untergang für Alle, und das bald!

Mauri, Zoe, Edo, Sole, Diana, und alle ihr Unzähligen anderen heute und vorher, die im revolutionären Kampf drinnen und draussen gefallen sind: unser Kampf geht weiter, wird stärker!

marco camenisch, „demokratisches“ Vernichtungslager Pöschwies, Regensdorf, CH
15. Dezember 2009

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