Aufruf zu internationaler Solidarität mit dem inhaftierten Anarchisten Giannis Dimitrakis

Update: 28. April 2010: Die Berufungsverhandlung von Giannis Dimitrakiswurde auf den 6. Dezember 2010 verschoben.

Über solidarische Aktionen, die am 27. April weltweit stattfanden:

In vielen griechischen Städten fanden Kundgebungen und weitere solidarische Aktionen statt, es wurden Flugblätter verteilt, Transparente aufgehängt, Radiosender besetzt und vieles mehr. In Athen gingen mehr als 1000 solidarische Menschen auf die Strasse in einer kraftvollen Demo.
In Buenos Aires, Argentinien, griffen 50 AnarchistInnen die griechische Botschaft mit Molotovcocktails und Farbbomben an und sprühten solidarische Graffiti. Es kam zu fünf Verhaftungen.
Ebenfalls in Barcelona, Madrid, Malaga und Paris kam es zu Akten der Solidarität. In Berlin gab es eine Spontandemo mit 20 Leuten nach einer Infoveranstaltung über den Fall der sechs kürzlich Inhaftierten.
In London wurde das hellenische Zentrum besetzt. Zwei Transparente wurden vom Dach herabgelassen und ein weiteres am Eingang gezeigt. Die Aufschriften waren: ‘Freedom to Dimitrakis and to all Anarchist Prisoners’; ‘Honour to Lambros Fountas’ – ‘Freedom to the 6′ und ‘Fire to the Prisons – Freedom to the Anarchist Comrades Alfredo Bonnano and Christos Stratigopoulos’.

 


 


 

Aufruf zu einer Infoveranstaltung am 27. April in Berlin

Wer sind die TerroristInnen?
Einen Katzensprung entfernt vom bevorstehenden Bankrott, nun, da die politischen Instanzen des Staates gezwungen sind die Tatsache einzugestehen, dass sie im Verschleiern ihrer skandalösen Taktik gescheitert sind, durch Ausbeutung der Unterdrückten zu Reichtum zu kommen, zettelt die Mediendemokratie ihre desorientierende Taktik durch das Spektakel an, sie verstärkt das Bild des Inneren Feindes.
Die Strategie der Spannung wird komplett entfaltet, Ziel ist die antiautoritäre/anarchistische Szene, die radikalen Subjekte und Teile der Gesellschaft zu spalten, oder sogar physisch zu beseitigen; ein Ziel, das sich auch im Attentat auf Lambros Foundas zeigte. Patrouillierende Bullen, zu Fuß oder auf Motorrädern, Zivis, Riot-Cops, Cowboys; sie gewinnen Raum durch ihre Präsenz in jedem Bezirk, erinnern jeden und jede zu allen Gelegenheiten an ihre Rolle… Verhaftungen von DemonstrantInnen auf Grundlage manipulierter Beweise, wie im Verfahren gegen Marios Zervas und jene, die Solidarität mit ihm demonstrierten und seine Freilassung forderten; die Massenfestnahmen in Exarchia vor einigen Tagen als Trainings-Szenario für die frisch rekrutierten Machos; und jetzt vorgefertigte Anklagen zur Demütigung von sechs GenossInnen, die sich aktiv an der Intensivierung des sozialen Antagonismus beteiligten.
Der staatliche Mechanismus der Repression erfüllt sich. Was sich in Griechenland auf den Weg macht, ist tatsächlich eine Kriminalisierung der Überzeugung. Der Innere Feind muss identifiziert, benannt und vom sozialen Körper isoliert werden, so dass er in kommenden Stürmen schneller und von der sogenannten »öffentlichen Meinung« unwidersprochen beseitigt werden kann.
Was sie jedoch nicht verbergen können ist ihre Angst;
die Angst vor uns in ihrem Weg.

FREIHEIT FÜR GIANNIS DIMITRAKIS. HÄNDE WEG VON M. SEISSIDIS, G. TSIRONIS.
WIR WERDEN DEN ERMORDETEN LAMBROS FOUNDAS NICHT VERGESSEN.
FREIHEIT FÜR DIE SOZIALEN KÄMPFERINNEN, DIE IM VERFAHREN GEGEN DEN »REVOLUTIONÄREN KAMPF« ANGEKLAGT WERDEN, UND ALLE GEFANGENEN, »GEISELN« DES STAATES.
DAS RECHT IST AUF UNSERER SEITE.

DIENSTAG 27. APRIL | 19 UHR IM NEW YORCK | BETHANIEN


Aufruf zu internationaler Solidarität
mit dem inhaftierten Anarchisten Giannis Dimitrakis

In Anbetracht der Berufungsverhandlung am 28. April 2010, rufen wir zu solidarischen Aktionen allerorten auf.

Es ist schon mehr als vier Jahre her, seit dem Morgen des 16. Januar 2006, als der Anarchist Giannis Dimitrakis verhaftet wurde, schwer verletzt durch Schüsse der Polizei, nach einem Banküberfall auf eine Niederlassung der National Bank im Zentrum von Athen.

Seit dem ersten Moment an brach ein Sturm von konstruierten Informationen los, systematisch von der Polizei geliefert und bereitwillig von den Massenmedien verbreitet. Die Polizei konstruierte „die Diebesbande in schwarz“, so dass andere GenossInnen als MitgliederInnen benannt werden konnten, welchen eine Reihe von Banküberfällen aber auch eine enge Verbindung zu bewaffneten revolutionären Gruppen zugeschrieben wurde, und dann wurde proklamiert, dass die gesamte anarchistische- anti-autoritäre Bewegung sehr eng mit dem organisierten Verbrechen verknüpft sei!! Die Inhaftierung von Giannis, die Verleumdung und die Fahndung nach den drei mutmaßlichen Komplizen (welche später für astronomische Kopfgelder gesucht wurden) – vier Genossen, bekannt für ihre jahrelangen politischen Aktivitäten – zielte auf der einen Hand für ihre juristischen Vernichtung ab und auf der anderen der Verbreitung eines ganzheitlichen Planes zur Offenlegung der Bedeutung und der Kriminalisierung der AnarchistInnen, Anti-Autoritären und des Klassenkampfes.

Wegen seiner politischen Identität reagierte der Staat mit Wut ihm gegenüber, vom ersten Moment an. Parallel zum Höhepunkt der Schaffung von Missinformation und dem Abstempeln durch die Medien, versuchte der Staatsanwalt ihn in der Unfallstation, während er bettlägerig war und unter dem Einfluss von Pharmazeutika stand, zu verhören. Gegen ihn wurde auf Möglichkeiten des „Antiterror“-Gesetzes zurückgegriffen und dies mit sechs unaufgeklärten Banküberfällen, versuchten Totschlag und Geldwäsche angereichert. Er war wohl der erste, der im Malandrino Hochsicherheitsgefängnis in Untersuchungshaft gehalten wurde, welches dafür angedacht ist nur Verurteilte aufzunehmen; während Angriffe von Schließern, rachsüchtige Verlegungen und Disziplinarstrafen, das aufreibende Urteil des ersten Prozesses (der noch nie da gewesene Fall von 35 Jahren in einem Urteil wegen Banküberfall) und der provokative Entzug von Grundrechten während der Vorbereitung seiner Verteidigung vor den Berufungsgericht die unterdrückende Aggressivität gegen ihm weiterführte.

Unter diesen extremen Bedingungen verteidigten die Genossen von Anfang an ihre Entscheidung eine Bank zu enteignen, ohne Statements von Reue und mit Klarheit im Bezug auf ihre Motive und Intentionen. Er gab seinem Akt einen Sinn als ein Moment seiner Kritik und der Handlung gegen das System der Lohnsklaverei und der Ausbeutung, gegen die antisoziale Rolle der Banken und als ein Teil des vielgestaltigen sozialen Kampfes.

Darüber hinaus, in der erbärmlichen Realität der Knäste, stand er dynamisch und mit Würde von Anfang an. Er nahm an all den Gefangenenkämpfen der letzten Jahre in Griechenland teil. Teilnehmend an Hungerstreiks und der Enthaltsamkeit von Knastessen – trotz der permanenten gesundheitlichen Probleme aufgrund der Kugeln der Bullen – seine Solidarität für inhaftierte Genossen und Freunde zeigend und für die Bedingungen seines Überlebens und der Existenz unter der schwierigen Position der Gefangenschaft kämpfend. Zusammen mit anderen gefangenen Anti-Autoritären war er ein aufeinander einwirkender Kanal der Kommunikation mit den grandiosen Gefangenenbewegungen im Herbst 2008.

Wegen diesen Gründen – und weil Giannis Dimitrakis und die drei anderen gesuchten Anarchisten einige von uns sind, Genossen und Kämpfer in der Vielzahl der Kämpfe für die Freiheit – wird eine Vielzahl von solidarischen Aktionen und politischer Verteidigung für sie in vielen Städten in Griechenland losgelassen werden. Von Plakaten, Texten und Broschüren bis zu Flugblättern, Transparenten und Sprüchen an den Wänden und von den angreifenden Aktionen auf Banken, andere ökonomische Ziele oder Fahrzeuge der Regierung bis zu der massiven Präsenz von Personen auf den öffentlichen Veranstaltungen in den Amphitheatern, der Demonstration im Zentrum von Athen und den Demonstrationen an den Knästen von Malandrino, Koridallos, Neapolis und Alikarnasso, zeigen die AnarchistInnen und Anti-Autoritären klar den Weg, mit welchem sie auf die vom Staat als Geiseln gehaltene GenossInnen reagieren werden.

Die Berufungsverhandlung wird am 28. April stattfinden, wo die Entscheidung gegen unseren Genossen abgeschlossen sein wird. Vier Jahre nach seiner Verhaftung, vier Jahre nach dem Beginn dieses besonders repressiven Unternehmens, ein Jahr und einige Monate nach der Dezember-Revolte, wird der konstante und manische Versuch des Staates zu unterdrücken, die kämpfenden Personen zu marginalisieren und kriminalisieren mehr und mehr deutlich. Unsere Hauptwaffe gegen diese Taktik ist aktive Solidarität mit allen Mitteln.

Die Berufungsverhandlung von Giannis Dimitrakis ist sehr wichtig, für das rechtliche Schicksal seines Falles, sowie wie wir es zulassen wollen den staatlichen Manipulationen und Experimenten gegen uns zu gedeihen.

Angesichts der Berufungsverhandlung am 28. April 2010 rufen wir zu solidarischen Aktionen allerorten auf. Kollektive und GenossInnen organisieren Demonstrationen und Aktionen für Dienstag den 27. April, überall in Griechenland. Allerdings wäre es bedeutsam, wenn du auch Aktionen für den Tag (oder einen anderen) organisieren würdest in deiner Stadt oder deiner Region, zum Beispiel Demonstrationen vor den griechischen Botschaften oder Konsulaten. Viele dieser Aktionen würden eine besondere Nachricht der Solidarität senden und dies wäre sehr wichtig für uns.

Mit Grüßen unter GenossInnen

Assembly for Solidarity

(Athens)


Solidarität mit Giannis Dimitrakis! – Eine Chronologie

erschienen in der Entfesselt März-April 09

Der Anarchist Giannis Dimitrakis wurde am 16. Januar 06, nachdem er von Bullen angeschossen und schwer verletzt wurde, nach einem Bankraub festgenommen. Drei weitere Genossen schafften es zu entkommen. Der 29-jährige Giannis verbrachte mehrere Monate im Krankenhaus bevor er in den Knast nach Athen kam.
Giannis war Objekt der hysterischen Medien als einer der „Notorischen Bankräuber in Schwarz“ (notorious gang of robbers in black). Er wurde außerdem wegen 7 weiteren Überfällen und sogar wegen Mord angeklagt. Diese Punkte wurden aber fallen gelassen. Seit seiner Festnahme gab es eine große Solidarität, Anarchisten demonstrierten, machten Soli-Plakate und Angriffe in Solidarität mit ihm.
Am 21. März 2007 fand dann ein zweitägiges Soli-Event an der Universität von Athen mit Diskussionen, Video-Projektionen und einem Solikonzert statt. Die Universität wurde in Solidarität mit Giannis und anderen Gefangenen besetzt.
Am 23. April 2007 brach ein Knast Aufstand in Malandrino aus, nachdem Giannis von Wachen angegriffen wurde. 200 Gefangene, bewaffnet mit Metallrohren und Steinen, kletterten auf die Dächer und leisteten dort 4 Tage ohne Verpflegung Widerstand. Ein Knast gebaut für 260 Gefangene belegt mit 440 in großer Hitze.
In der Nacht demonstrierten 100 Anarchisten vor dem Haus des griechischen Präsidenten in Solidarität mit Giannis und allen Gefangenen im Aufstand. Dieser breitete sich auf weitere 10 Knäste in Griechenland aus, unterstützt von tausenden Anarchist_innen auf der Straße und vor allem vor den Knästen. Der Aufstand wurde vom Militär niedergeschlagen. Viele Gefangene wurden schwer verletzt. In der Zeit des Aufstandes gab Giannis auch ein Interview den Medien, die den besetzten Knast belagerten.
Das Gerichtsverfahren in Giannis Fall startete Anfang Juli 2007. Es wurden extra Polizei-Einheiten ins Zentrum Athens postiert aus Angst vor Riots in Solidarität.
Am 3. Juli wurde das griechische Kulturministerium mit Molotow-Cocktails und Steinen angegriffen, während Minister Voulgarakis im Gebäude war. Sein Auto wurde vor dem Haus zerstört. Die Bodyguards des Ministers schossen auf Genossen, diese konnten aber entkommen. Am nächsten Tag wurden Banken auf Zypern zerstört und angezündet. Es bekannte sich „a communist sect in solidarity to G. Dimitrakis.“
In Athen wurden mehrere Regierungsgebäude mit Hammern entglast, Flugblätter und gesprühte Parolen, welche die Freiheit für Giannis fordern wurden hinterlassen.
Am 4. Juli besetzten einige Anarchisten das Studio Radio Sport und spielten eine 15 min lange Solidaritäts CD für Giannis und andere Gefangene. Beim Verlassen des Studios werden 17 GenossInnen festgenommen aber später wieder frei gelassen.
Am 5. Juli wurde die Bank, die von Giannis und seinen GenossInnen ausgeraubt wurde als Reaktion auf die massive Polizeipräsents angegriffen. Am selben Tag wurden weitere Banken zerstört und Solidaritätsflugblätter hinterlassen. Die nächsten Tage gab es weitere Soliaktionen in diesem Stil.
Giannis Dimitratis wurde zu 25 Jahren verurteilt.
Darauf folgten viele Soliaktionen überall, auch international. Giannis sitzt jetzt im Alikarnassos Knast auf Creta. Es geht ihm körperlich einigermaßen gut obwohl seine eine Seite nicht belastbar ist aufgrund seiner Schussverletzungen.

 

Schreibt Giannis:
Giannis Dimitrakis
Filakes Domokou
Post Code 35010
Fthiotida
Greece

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