Marco Camenisch wurde verlegt

Ohne Vorankündigung wurde Marco am 7. Oktober in den Hochsicherheitsknast von Orbe verlegt. Warum dies passierte ist unklar, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aktion mit dem Hungerstreik den Marco zusammen mit Silvia, Billy und Costa durchgeführt hat, sowie seiner kompromisslosen Ablehnung der herrschenden Zustände zu tun hat.

Schreibt ihm:

Marco Camenisch
Penitencier de Bochuz
Case Postale 150
1350 Orbe
Schweiz

Ein erster Brief von Marco, der beschreibt, wie es vor sich ging:

“Liebe GenossInnen
Do. 7.10 10 vor Arbeitsbeginn Nachmittags wurde ich über Gegensprechanlage der Zelle „informiert“ es habe keine Arbeit, ich könne auf der Zelle bleiben (in 6 Jahren nie dagewesen. Ha,ha…), dann wurde ich ins Abteilbüro gerufen, „ Herr Hauenberger (Chef Abteile 5-8) wollte mich sprechen“, da war er aber nicht und zwei Prätorianer-Wärter (gross, nach viel Muskel und wenig Hirnmasse ausgewählt) brachten mich zum Umkleide- und Effektendienst („der Hatschier muss Ihnen etwas zeigen“, übliche Masche..) Dort weitere Prätorianer, mir wurde die Versetzungsverfügung von Herrn Thomas Noll, sattsam bekannter „Vollzugschef“ Direktionsmitglied und ehemaliger Notfallpsychiater Pöschwies, vorgelegt. Versetzung wegen „Gefährdung Anstalt wegen Demos“ und „Gefährdung des Personals“. Entzug der aufschiebenden Wirkung aus „Sicherheitsgründen“ der 10-tägigen Rekursfrist, und Orbe habe mich zu meiner Weiterinternierung bereit erklärt. Musste mich umkleiden und ohne Effekten „kommen nach“ mit einschneidenden Kabelbindern an den Handgelenken am Gurt befestigt und Fussketten, an der Klappenkiste befestigt, mit 4 ZH Bullen losfliegen. Landung Yverdon les Bains auf einem von vermummten Bullen abgesperrten Industrieparkplatz. Die brachten mich mit Transporter rasch hierher, wo ich im Eintrittsabteil“ neugierig auf meine „Ware“ warte. Immerhin in „Privatkleidern“ Uniform gelte für die Arbeit. Auch sonst sieht es so aus, als werde hier Perfidie und Schwachsinn etwas weniger auf die Spitze getrieben als im Avantgardeknast Pöschwies des Justizabschaums ZH.
Ist aber soweit irrelevant, relevant hingegen ist die eindeutige politische Repressalie und Geiselstatus-Dynamik als politischer bzw. Kriegsgefangener vom Staat und Kapital, und Verantwortlichkeit der Kantone bzw. Institutionen Zürich/Vaud.
Nun nehme ich aber keinesfalls an, dass sich militanter Widerstand durch kopflose und schwäche beweisende Symptombekämpfung seitens der Repression so billig ins Bockshorn jagen, einschüchtern und erpressen lässt… (smily) Sondern im Gegenteil, dass sie ihre Lage nur noch ein klein wenig verschlimmert haben, dass auch diese weitere kleine Entlarvung ihrer paranoiden Verkommenheit wieder um zu auch grundlegender militanter Reflexion, Analyse und theoretisch-praktischer Entwicklung und Stärkung als korrekte Richtung weit über den spezifische (Fall, Repression) hinaus bewirken kann…

Seid herzlich umarmt , a presto

Marco”

Orbe, 10.10.10

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