Loch in der Zelle: Vergaß Anarcho sein Werkzeug?

Gabriel Pombo da Silva, spanischer Anarchist, inhaftiert in der JVA AachenIn den Aachener Nachrichten erschien am 2. Februar ein Artikel darüber, dass in der Zelle, in der Gabriel Pombo da Silva die letzten Jahre verbringen musste, Ausbruchswerkzeuge gefunden wurden. Gabriel wurde am 18. Januar von Aachen nach Spanien verlegt, wo er seine Reststrafe absitzen wird. Natürlich führt dies bei uns zu einem breiten Grinsen und zeigt wieder einmal Gabriel unversöhnliche Haltung gegenüber diesem System.

Loch in der Zelle: Vergaß Anarcho sein Werkzeug?

Gabriel Pompo da Silva ist trotz seines blumigen Namens beileibe kein Operetten-Tenor. Der heute 44-Jährige Spanier war vielmehr bis vor kurzem ein prominenter Häftling in der Aachener Justizvollzugsanstalt (JVA).

Der politische Kämpfer und bekennende spanische Anarchist war Mitte 2004 mit seiner Schwester und zwei Kampfgenossen nach der Einreise mit dem Pkw über den Grenzübergang Vetschau auf Aachener Gebiet gestoppt worden. Das Quartett nahm eine Geisel und wurde damals nach einer wilden Verfolgungsjagd mit Schießerei mitten in der City verhaftet.

Nun scheint sich die Gefährlichkeit des spanischen Guerilleros erneut zu zeigen. Denn als Beamte nach der Abschiebung da Silvas – er muss jetzt nach der Verbüßung von zwei Dritteln seiner 13-jährigen Freiheitsstrafe in Deutschland weitere in Spanien anhängigen Strafen verbüßen – seine inzwischen schon wieder bezogene Zelle in Haus V der JVA inspizierten, fanden sie nach Insiderberichten einen respektablen Hohlraum in der Wand vor, der anscheinend per Hand ausgegraben wurde. Gefunden wurden dort unter anderem Werkzeuge, wie sie nach landläufiger Meinung für den klassischen Gefängnisausbruch benutzt werden: Zwei Sägeblätter mit Griff sollen dort gelegen haben.

„Die Sägen“, bekundete am Freitag Anstaltsleiterin Reina Blikslager gegenüber den „Nachrichten“, „waren nicht besonderes geeignet.“ Um mit ihrer Hilfe das gleißende Licht der Freiheit erblicken zu können, erklärte Blikslager ein wenig amüsiert, hätte man bei dem in der JVA verbauten Hartstahl „lange, lange sägen müssen.“ Auf weitere Nachfrage bestätigte die JVA-Leiterin: „Ja, wir haben dort auch 25 Gramm Marihuana gefunden.“ Nach Informationen der „Nachrichten“ soll es ebenso zwei Tüten mit Amphetamin-Ampullen in dem großräumigen Versteck, das inzwischen provisorisch mit einer Holzplatte vernagelt wurde, gegeben haben, dazu ein Handy.

Leiterin Blikslager will allerdings nicht bestätigen, dass die gefundene Konterbande auch hundertprozentig dem nach Spanien abgeschobenen Anarchisten zuzuordnen sei. „Wir haben die Situation, dass die Zelle ja bereits wieder belegt war“, antwortet sie sibyllinisch. Dass der Häftling in einem besonderen Sicherungstrakt des Hauses V gesessen habe, mochte sie nicht bestätigen, die gesamte JVA sei hoch gesichert. Da Silva habe im Übrigen selten Probleme gemacht, erläuterte Blikslager, manchmal habe er sie auf Spanisch mit der Losung „Viva la Revolución“ („Es lebe die Revolution“) begrüßt, das sei alles gewesen.

Ab und an hatten sich in der achtjährigen Haftzeit des Spaniers politische Sympathisanten an den Außenmauern eingefunden. In der Tat gab es über die Jahre Polizeiberichte über nächtliches Feuerwerk und kleinere Partys am Rande der JVA. Der Aufgriff des Quartetts war damals völlig zufällig. Am Steuer des weinroten BMW 535 saß 2004 die Schwester da Silvas, die vermutlich aus Unwissenheit mit hoher Geschwindigkeit am Grenzübergang Vetschau über die Autobahn donnerte, daneben ihr Bruder, hinten im Fonds der damals 45-jährige Baske José Fernandez Delago – er bekam 14 Jahre Haft – und ein belgischer Anarchist. Letzterer hatte angegeben, nicht zu wissen, dass die Spanier in Deutschland Waffen aus einer Polizeidienststelle rauben wollten. Als der Zoll den Wagen stellte, begann die wüste Verfolgungsjagd.

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