Tod eines Häftlings in Abschiebehaft in Zürich

Am Mittwoch, den 17. März, kam in Zürich auf dem Flughafengelände ein 29-jähriger Migrant, welcher in Auslieferungshaft sass, ums Leben. Er sollte mit einer Chartermaschine zusammen mit anderen nach Nigeria abgeschoben werden. Dazu wurde er gefesselt, wenig später brach er zusammen. Bereits Tage davor trat er in einen Hungerstreik, um gegen die bevorstehende Ausschaffung zu protestieren. Nach dem Todesfall wurden alle geplanten Charterflüge erst einmal ausgesetzt.
Erfreulich ist, dass sich bereits am darauffolgenden Tag 50 bis 70 solidarische Menschen vor dem Abschiebeknast versammelten und Wut und Trauer zeigten. Viele Gefangene schlugen gegen die Fenster um Lärm zu machen und durch Rufe fand etwas Kommunikation statt.

Der Staat hat mal wieder seine Erbarmungslosigkeit gegenüber denen gezeigt, die auch am großen Kuchen des Wohlstand der Industriestaaten auf der nördlichen Halbkugel der Erde teilhaben wollen. Bereits am 7. März kam in Hamburg der 17-jährige David M. durch “Selbstmord” ums Leben. Er befand sich ebenfalls in Abschiebehaft und war in einen Hungerstreik getreten. Die Liste ließe sich jetzt unendlich weiterführen, und zeigt die Notwendigkeit für die Freiheit aller und gegen die bestehenden mörderischen Verhältnisse zu kämpfen.

Momentan befinden sich zehn Inhaftierte des Ausschaffungsgefängnisses des Züricher Flughafens im Hungerstreik, um gegen den durch die schmierigen Hände des Staates zu verantwortenden Tod des 29-Jährigen zu protestierten. Update: 04. April 2010: Am 29. März wurde mitgeteilt, dass der Hungerstreik beendet wurde.

Auf indymedia Switzerland wurde am 2. April eine Übersicht der Protestaktionen veröffentlicht.


Ein Flugblatt, welches am 20. März auf einer solidarischen Demo in Zürich verteilt und auf www.andiewaisendesexistierenden.noblogs.org verbreitet wurde.

Schon wieder müssen wir von einem Tod sprechen

Schon wieder müssen wir von einem Tod sprechen, von einem Menschen, der durch die Zwänge und Gesetze der Herrschenden zu Fall gebracht wurde, ermordet vom Staat und seinen Haftanstalten, in den Händen von Bullen, Gefängniswärtern und Ihren Handlangern. Am Mittwochabend ist auf dem Flughafen Kloten ein 29-jähriger Nigerianer bei einem gewaltsamen Ausschaffungsversuch gestorben. Gewiss nicht der erste und wohl kaum der letzte Tod, den die Ausschaffungsmaschinerie fordert. Doch morgen Überschwappt uns schon wieder die alltägliche Informationsflut, worin tausend Belanglosigkeiten gleichgültig jene Meldungen verjagen, die uns vielleicht noch hätten aufrütteln können. Damit wir gar nicht erst darüber nachdenken, was hier eigentlich passiert, was mit dieser erdrückenden Scheisswelt eigentlich passiert, die schon so viele Menschen unter ihrem Joch in den Tod trieb. Ganz zu schweigen von der Leblosigkeit, die den gesamten Alltag durchdringt.

Nein, wir vergessen diese durch den “normalen“ Verlauf des kapitalistischen Elends Zurückgelassenen nicht; auf dass sich die Wut in Revolte verwandelt; auf dass sie sich gegen alles wendet, was uns unterdrückt und einschliesst! Was die Medien sagen, interessiert uns einen Dreck. Es interessiert uns einen Dreck, ob dieser Mann kriminell war oder nicht, ob juristisch bewiesen werden kann, inwiefern zu seinem Tod aktiv beigetragen wurde (die Umstände sind ziemlich offensichtlich), oder ob es schlicht die Folgen einer auf wenige Quadratmeter reduzierten Existenz sind, die ihn letztendlich umgebracht haben. Es ist eine ganze Gesellschaftsordnung, die diesen Mann erstickt hat, es ist die akzeptierte Existenz von Ausschaffungen und Knästen, von Bullen und Funktionären, von Staaten und Grenzen. Nur zu gut sehen wir immer wieder, wie mit Leuten umgegangen wird, die nicht resignieren, die diesen bedrohlichen Drang nach Revolte verspühren, vor dem sich die Herrschenden so fürchten. Dieses ewige Potential mit ihrem Zugriff auf uns zu brechen, um die bestehenden Verhältnisse im Denken und im Handeln in Frage zu stellen.

Auch jener Ausschaffungshäftling gab sich seinem Schicksal nicht einfach hin, schon Tage zuvor trat er in Hungerstreik und noch während man ihn gefesselt ins Flugzeug zerren wollte, setzte er sich zur Wehr. Gesundheitlich geschwächt, in Fesseln liegend und umgeben von Bullen fand er den Tod. Die Vorstellung ist grausam und verächtlich…
Ja, in diesem klimatisierten Warenparadies der verallgemeinerten Belanglosigkeit:
Wir sind wütend!

Und gerade weil es hierzulande so fern scheint dies zu sagen, ist es umso notwendiger: Unter der heuchlerischen Oberfläche des sozialen Friedens schwelt ein Krieg. Jener seit jeher andauernde Krieg zwischen den Eignern dieser Welt und denjenigen, die sie zu ertragen haben; zwischen den Reichen und Mächtigen, die ihre Privilegien zu verlieren haben, und den Armen und Unterdrückten, die, in einem Aufstand voller Wut und Liebe, alles zu gewinnen haben.

MÖGEN DIE AUSSCHAFFUNGSKNÄSTE GEMEINSAM MIT DER ORDNUNG, DIE SIE BENÖTIGT, IN UNSEREM MEER AUS VERACHTUNG UNTERGEHEN! FREIHEIT FÜR ALLE!

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