Auswertung und Berichte zum Antiknastaktionstag am 19. Juni 2010

Am 19. Juni 2010 fand im deutschsprachigen Raum ein Aktionstag statt, welcher alle Formen der Einsperrung, Inhaftierung und des Wegsperrens und die Folgen davon (Isolation, Vereinzelung, usw.) thematisieren sollte. In vielen Städten gab es vielfältige Aktionen, von Kundgebungen und Flugblatt verteilen in der Innenstadt, Besuch der lokalen Knäste, bis hinzu direkten Aktionen.
Der Aufruf und der Rahmen für den Aktionstag wurde offen gestaltet, so dass es möglich war für alle die sich irgendwie angesprochen fühlten, ihren Beitrag unter dem Motto zu leisten und dabei ihre eigenen Schwerpunkte setzen konnten. Angesprochen fühlen sollten sich auch nicht nur diejenigen, die eh schon gegen Knäste, Abschiebelager und die tagtäglich massiver auftretende soziale Kontrolle kämpfen. Das Ziel sollte es sein das Thema und Einsperrung wieder in den Blickpunkt zu stellen, natürlich nicht ohne den Blick auf die Perspektive zu verlieren, die Perspektive nach einem anderen Leben, frei von Unterdrückung, Ausbeutung und frei von allen Herrschaftsformen.

Die Aufrufe und weitere Infos: http://www.abc-berlin.net/aktionstag-gegen-eine-geknastete-gesellschaft-am-19-juni-2010


Hamburg

Aktionen zum Antiknast Aktionstag in Hamburg

Am 19.06.2010 fanden in Hamburg Aktionen im Rahmen des Antiknast-Aktionstages gegen alle Knäste und Zwangsanstalten statt.

Konflikte lassen sich nicht wegsperren! – Aktionen zum Antiknast Aktionstag in Hamburg

Am 19.06.2010 fanden in Hamburg Aktionen im Rahmen des Antiknast-Aktionstages gegen alle Knäste und Zwangsanstalten statt.
Im zentralen Bahnhofsviertel Hamburgs, St. George, wurde eine große Plakatwand angebracht auf der sich mit allen kämpfenden Gefangenen solidarisiert und die Freiheit aller gefordert wurde.
Am Nachmittag des Tages fanden sich einige Menschen vor dem U-Haft Knast Holstenglacis ein und brachten Transparente mit Kontakt Adressen in Sichtweite der Gefangenen an um Kontakt herzustellen und Isolation zu brechen. Außerdem wurden Parolen wie “Freiheit für alle Gefangenen!” gerufen.
Einige Menschen warfen Tennisbälle über die Außenmauer des Knastes die mit Nachrichten und Forderungen für die Gefangenen und gegen alle Knäste versehen waren. Gefangene reagierten positiv auf die Aktion und erwiderten die gerufenen Parolen. Angehörige von Inhaftierten die anwesend waren äußerten ihre Begeisterung über die Aktion.

An verschiedenen Orten im Deutschsprachigen Raum haben an diesem Tag Menschen Aktionen gegen die Welt der Knäste verübt.
An einem Tag wie diesem können Berührungsängste mit dem Fremdkörper Knast abgebaut und die Miniaturwelt hinter Mauern und Gittern für einen kurzen Moment unterbrochen werden.

Für die Freiheit aller Gefangenen! Für das Ende aller Knäste!
Für den sozialen Aufstand!

einige Anarchistinnen und Anarchisten

www.noprisonnostate.blogsport.de


Berlin

Feuerwerk am Knast zum Aktionstag

Feuerwerk am Knast und im Park aufgehangene Transparente in Berlin im Rahmen des Aktionstages gegen eine geknastete Gesellschaft am 19. Juni.

In den Morgenstunden des 19. Juni wurde vor dem Knast in Moabit ein effektvolles Feuerwerk gezündet, um den Gefangenen zu zeigen, dass sie trotz der Mauern, hinter denen sie gefangengehalten werden, nicht vergessen sind und auf der anderen Seite für ihre Freiheit kämpfen.
Im Görlitzer Park in Kreuzberg wurden zur selben Zeit mehrere Transparente aufgehängt, welche zusätzlich unserer mit dieser Gesellschaft unversöhnlichen Haltung Ausdruck verleihen sollen und hoffentlich ein paar Diskussionen unter den Besucher_innen des Parks angeregt haben.

Um den Aktionstag herum fanden eine Vielzahl von Aktionen statt, welche dem Kampf gegen diese Knastgesellschaft und deren Institutionen des Zwangs ihren Beitrag geleistet haben. Ein Kampf, welcher sich nicht nur speziell auf den Knast bezieht, sondern zum Beispiel auch die Unterdrückungsstrukturen des Jobcenter, die prügelnden Bullen, die fortschreitende Militarisierung der Gesellschaft und die soziale Kontrolle nicht vergisst. Deswegen solidarische Grüße an alle Feind_innen der herrschenden Verhältnisse in aller Welt.

Feuer und Flamme für jede Zwangsanstalt!
Celler Trialog in Kiel und IMK in Hamburg angreifen!
Freiheit für alle!


Scheiben bei Knast-profiteure zerstört

Zum internationalen Aktionstag gegen Knastsystem haben wir am Morgen des 18.Juni bei zwei Firmen die Scheiben zerstört. Unsere Ziele waren:

1. Die Wache von SICHERHEIT NORD, Möllendorfstr. in Lichtenberg. Private Sicherheitsdienste sind expandierendes Element in der Aufstandsbekämpfungsarchitektur. Sie sollen den kommenden Aufstand der deklassierten Unterschicht dort bekämpfen, wo die polizeiliche Präsenz nicht mehr ausreicht.

SICHERHEIT NORD beliefert die Justiz mit Vandalist_innen und Einbrechern

2. ELEKTRODIENST KRÜGER, oraninenstr. in Kreuzberg. Diese Firma führt die Kontrolle von Elektrogeräten von Gefanenen der Berliner Knäste durch. Damit verdient sie am Knastsystem, überzogene Preise und beschädigte Geräte sind ihr Markenzeichen.

KRÜGER knackt den PIN von bei Gefangenen beschlagnahmten Handys und liefert die s erlangten privaten Daten an die JVA. Gefangenen wird dieser „Service“ mit 150 Euros in Rechnung gestellt.

Wir grüßen

Seisidis, Seirinidis, Stratigopoulos, Bonnano, Masouras, Hajimihelakis, Karakatsani, Roupa, Gournas, Maziotis, Kortesis, Stathopoulos, Nikitopoulos, Georgiadis, Dimitrakis, Voutsis-Vogiatzis, Nikolaou
In den griechischen Haftanstalten. Ihre Befreiung und die aller anderen Gefangenen ist unser Ziel.

Eine von vielen Autonomen Gruppen.


Köln

Anti-Knast-Aktionstag in Köln

Auch in Köln fanden anlässlich des in deutschsprachigen Ländern stattfindenden Aktionstags gegen Knäste am 18. Juni einige Aktionen statt. Am Freitagabend zeigte das Anarchistische Forum zwei Filme zur Privatisierung von Gefängnissen und über Repression gegen Knastrevolten. www.anarchistischesforumkoeln.blogsport.de

Am Samstagvormittag fand dann eine Kundgebung mit etwa zwanzig Leuten in Köln-Kalk statt, auf der Redebeiträge gehalten, Musik gespielt und etwa 300 Flugblätter in Deutsch und Türkisch verteilt wurden.

Anlass war unter anderem der im Bau befindliche privatisierte Knast in Ratingen, der von der Securityfirma KÖTTER betrieben werden soll und der erste Privatknast in Nordrhein-Westfalen ist. Ausserdem gab es Infos zu politischen Prozessen in der BRD.

Zu der Kundgebung an Kalk-Kapelle hatte das Autonome Knastprojekt aufgerufen, das sich leider gegen den Kundgebungsort Kalk-Post entschieden hatte. Dort findet direkt neben dem neuen Polizeipräsidium nämlich eine ständige Vertreibungspolitik und Kriminalisierung gegen Drogennutzer/innen und – verkäufer/innen statt… www.autonomes-knastprojekt.blogspot.com

Am Nachmittag gab es dann eine weitere Filmvorführung im Autonomen Zentrum, wo ein Spielfilm über die Härten des Knastalltags gezeigt wurde. www.autonomes-knastprojekt.blogspot.com


Anti-Knast-Aktionstag auch in Köln: Bericht und Einschätzungen

Bei den Vorbereitungen zum Anti-Knast-Aktionstag vom 19.06. hatten wir uns eine etwas größere, wenn möglich regionale, öffentliche Kundgebung gegen den im Bau befindlichen ersten privat-kapitalistisch organisierten Knast in NRW vorgestellt. Wir hatten einige “Fühler ausgestreckt”. Aber es fehlt an entsprechenden Strukturen. So wurde es dann nur eine kleine Kundgebung in Köln-Kalk, einem traditionellen Arbeiter/innen- und Erwerbslosen-Stadtteil.

Zufällig war direkt angrenzend ein kommerzielles Straßenfest. Unser Kundgebungszeitraum von 10 – 12 Uhr war aber offensichtlich ungünstig. Weder dort, geschweige denn bei uns Angrenzenden, “Ausgegrenzten” gab es viel Publikumsverkehr. Wir sind offensichtlich noch nicht an die langen Öffnungszeiten der Läden gewöhnt, also daran, dass der Samstag für die Menschen deshalb später beginnt. Auch für die erwünschten Kundgebungs-Teilnehmer/innen aus der “Szene” war der frühe Beginn wohl ein Hindernis.

Wir waren mit einer kleinen Lautsprecher-Anlage ausgerüstet. Diese war aber nicht so stark, dass sie bis zum Rand des kommerziellen Straßenfestes gut hörbar gewesen wäre. Und wir waren bei flukturierender Teilnahme auch nie genug Aktive, damit wir auf formeller Ebene den Einsatz der Anlage überhaupt hätten durchsetzen können. Erfreulicherweise ließ sich aber bis ganz kurz vor Ende überhaupt keine Polizei sehen. Kurz vor Schluss kam einer von denen zu Fuß, fragte ob es was Besonderes gäbe und ging wieder Zugegeben, das zeigt auch, wie irrelevant und ungefährlich uns die “Ordnungs”behörden fanden. Aber es gab uns halt doch die Möglichkeit, zwei Stunden lang mit Musik, einigen Redebeiträgen, Flugblattverteilen und ein paar Gesprächen Werbung für unser Anliegen zu machen.
Wir hatten keine ausformulierten Reden parat, aber genug Aspekte dafür im Kopf, wollten improvisieren. Wir gingen dann aber nur sehr wenig ans Mikro, weil es nie viele Leute gleichzeitig in unserer Nähe gab. Sicher etwas langweilig für die Kundgebungsteilnehmer/innen, die unterstützend gekommen waren, ohne kontinuierlich Anti-Knast-Arbeit zu machen. Natürlich wurde die Grußbotschaft von Thomas Meyer-Falk aus dem Knast Bruchsal für den Aktionstag verlesen, den zumindest unsere Aktionsteilnehmer/innen beklatschten.

Als Propagandamaterial hatten wir ein doppelseitiges Flugblatt in deutscher und türkischer Sprache. Überwiegend versuchten wir durch Verteilen mit einzelnen in Kontakt zu kommen. Dabei gab es etwas Stress mit Wachposten des Kommerzfestes, die das Verteilen hinter einer imaginären Linie und behaupteten, dass der Veranstalter auch auf eine einmündende Straße noch Anspruch habe. Die drohten halt immer wieder mit Polizei.

Es war auffällig, dass niemand der Vorbeigehenden etwas wußte von der Einrichtung eines Privatknastes in unserer Nähe. Die, mit denen wir ins Gespräch kamen, empfanden das durchaus als problematisch und wert, weiter verfolgt zu werden. Weiter kamen wir nicht mit Auseinandersetzungen, obwohl wir selbst natürlich auch den staatlichen Knast ablehnen und als langfristiges Ziel Gesellschaft ohne Knäste propagieren.

Aber es war ein Anfang. Wir von “Autonomes Knastprojekt” wollen daraus die Konsequenz ziehen, öfter mit Flugblattaktionen, welche auch Gesprächsangebot sind, in dem Stadtteil zu erscheinen. Wir wissen, dass dort viele Erfahrungen mit Knast haben, von diesem bedroht sind, oder zumindest sozialen Kontrollen und Sanktionen unterliegen, die bei ihnen Bereitschaft der Solidarisierung erwecken könnten. Seit langem bedauern wir, dass die Anti-Knast-Aktiven draußen überwiegend aus Zusammenhängen kommen, die außer kurzer Festnahme nach einer Demo keine Erfahrung mit Knast haben.
Bitte kein Missverständnis! Wir wünschen uns nicht mehr Knasterfahrung bei Genoss/inn/en, mit denen wir schon zusammenarbeiten. Wir wünschen uns nur, dass mehr Knasterfahrene aus unterprivilegierten sozialen Verhältnissen, auch mehr Migrant/inn/en, zu Genoss/inn/en werden bzw., sofern sie schon solche sind, sich mit uns besser vernetzen im Anti-Knast-Kampf. Damit meinen wir nicht, dass Anti-Knast-Kampf deren einziger Kampf sein solle. Aber halt EIN Bereich, in dem AUCH gekämpft werden müßte, wenn wir denn die repressiven Strukturen dieser Gesellschaft überwinden wollen.

Erst wenn breitere Teile der Gesellschaft das Sanktionssytem öffentlich und offensiv in Frage stellen, gibt es (wieder) ein Klima, in dem statt dauernder Verschärfung der Ausgrenzung auch die herrschenden Cliquen Rückzüge einleiten müssen. Dabei wären zumindest wir nicht mit kleinen Reförmchen zufriedenstellbar. Doch wir wissen, dass wir von den weitreichenden zielen angesichts derzeitiger Kräfteverhältnisse weit entfernt sind. Dies ist uns Mahnung, mehr Mobilisierung zu versuchen in betroffenen Kreisen, die erlittene Repression oft verdrängen, sich auch von anarchistischen, sozialkritisch-“linken” Zirkeln meist nicht verstanden und diesen nicht zugehörig fühlen.

Eine Aktivistin der Beobachtungsgruppe zu den Düsseldorfer 129-b-Prozessen beteiligte sich an unserer Aktion mit eigenen Flugblättern. Da ihre Informationen Mitglieder des Vereins „Anatolische Föderation“ betrafen, die – bei grundsätzlicher Ablehung des Regimes in der Türkei – sich für Belange von Migrant/inn/en eingesetzt haben, wurde auch dies mit Interesse gerade bei den Menschen aus der Türkei aufgenommen.

Um im freiheitskämpferischen, emanzipatorischen, links-radikalen Umfeld die Marginalität des Themas Knast etwas zu mindern, hatten wir für den Nachmittag noch eine Film- und Diskussionsveranstaltung (Die Verrohung des Franz Blum) im seit dem 16. April besetzten Autonomen Zentrum angesetzt Diese war erwartungsgemäß minimal besucht. Der Filmaufführungs-Raum war im Selbstverwaltung-Dschungel auch doppelt belegt worden. Wir wichen auf einen kleineren Raum aus. Auch dieses nur ein Anfang. Wir werden ab jetzt monatlich, jeweils am letzten Sonntag, ein Anti-Knast-Café im AZ veranstalten. Und falls dieses bedrohte Projekt nicht am gleichen Ort Bestand haben sollte, werden wir uns an Folgeprojekten beteiligen.

Nach der Veranstaltung im AZ wollten noch einzelne mit Megaphon eine Spontanaktion am Köln-Ossendorfer Knast machen, um an diesem Aktionstag auch den Gefangenen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind. Die Initiative dazu kam von einem Genossen, der am gleichen Tag in kleiner Gruppe an einer erfolgreichen Megaphon-Beschallung des Aachener Knastes teilgenommen hatte. Leider mußten wir diesen und einen anderen Teilnahmewilligen entmutigen, dass man so am Ossendorfer Knast keine Gefangenen erreichen könne. Sogar mit großer Anlage, von ausgesuchten Standorten aus und nach Vorankündigung bei dann besonders aufmerksamen Gefangenen ist es unserer Erfahrung nach am Ossendorfer Knast kaum möglich, Signale nach drinnen zu senden. Scheiss Iso-Architektur !!!

Ob es lokal sonstige Aktionen unter dem Motto “alles, was euch Spass macht” gegeben hat, entzieht sich bisher unserer Kenntnis. Der Profiteursfirma Kötter – Betreiberin bisheriger Privatknäste in der BRD – das Repressionsgeschäft wirklich zu versauen, könnte uns jedenfalls erst gelingen, wenn es schon eine Massenbasis des Widerstands gäbe.

Uns ist bewußt, dass so eine kleine Aktion wie die unsere unerheblich ist. Trotzdem, der mit Gruppen aus anderen Städten vereinbarte Aktionstag war ein Anstoß. Wir werden uns um Kontinuität bemühen.

akp köln


Dresden

Antiknastaktionstag in Dresden

Im Rahmen des dezentralen Aktionstages gegen eine geknastete Gesellschaft gab es in Dresden einen Infostand und allerlei Klamauk.

Am 19. Juni gab es im Alaunpark der Dresdner Neustadt, einen Informationsstand rund um das Thema Knast und Anarchie. Von 13:00 bis 20:00 Uhr gab es hier eine große Auswahl an themenbezogenen Büchern, Broschüren, Flyern und Aufklebern. Transparente rund um den Stand sorgten für die nötige Aufmerksamkeit. „Gerade wegen der Durchkommerzialisierung des Stadtteilfestes BRN (Bunte Republik Neustadt), ist es wichtig hier Inhalte zu vermitteln“, so eine Person die den Stand betreute. Besonders groß war die Freude der Veranstalter_Innen über die gelungene Kooperation mit der sächsischen JVA Pinkelsheim. Der Anstaltsleiter Klaus Brille, war mit einer eigens für den Anlass entworfenen Modellzelle seiner „Lieblings-JVA“ vor Ort. Für das leibliche Wohl sorgte gleich neben an das „Café Negation“ mit einem reichlich gefüllten Kuchenstand.

Der Höhepunkt sollte jedoch der „Affenkrasse Run“ auf die BRN sein. Im Vorfeld wurde dazu aufgerufen die BRN, verkleidet als Sträflinge, Insassen einer Irrenanstalt oder Mutanten zu stürmen. Die sagenhafte Anzahl von 9 (in Worten: neun) nicht verkleideten Personen kann im nächsten Jahr wohl kaum getoppt werden. Zu gewinnen gab es den bereits jetzt legendären Ag H.a.n.S. Solisampler für die Inhaftierten der Anti-NATO- Proteste 2009 in Straßbourg.

Gegen Abend zeigten sich die Aktivist_innen recht zufrieden. Darüber, dass die Aktion auf durchweg gute Resonanz stieß waren sich alle einig.


Aachen

Anti-Knast-Aktionstag

+++ Aktionstag gegen eine geknastete Gesellschaft +++ Kundgebung und Infostand in der Innenstadt +++ Bambule am Knast +++ Reaktionen von Gefangenen +++

Am 19. Juni fand im deutschsprachigen Raum ein Aktionstag unter dem Motto „Gegen eine geknastete Gesellschaft“ statt. Einige Gruppen folgten dem Aufruf und organisierten in mehreren Städten Aktionen, so auch in Aachen.

Um 12 Uhr wurde in der Aachener Innenstadt ein Infostand mit einem vielfältigen Angebot an Infomaterial aufgebaut. Es konnte sich u.a. über das Anti-Knast-Netzwerk „Anarchist Black Cross“, staatliche Repression und Überwachung, sowie Solidaritätsstrukturen, wie die „Rote Hilfe“ informiert werden. Leider stieß der Infostand bei den Passant_innen auf verhältnismäßig wenig Beachtung. Nichtsdestotrotz gab es vereinzelte Diskussionen zum angesprochenen Thema, in denen darauf hingewiesen wurde, dass weniger die sofortige Abschaffung von Knästen, als vielmehr eine perspektivische Veränderung der Gesellschaft angestrebt wird, sodass Knäste nicht mehr gebraucht werden. Um nicht nur visuell, sondern auch akustisch in Erscheinung zu treten, wurde eine Kundgebung abgehalten, an der sich ca. 15 Menschen beteiligten. In der Rede, der einige wenige Passant_innen zuhörten, wurde neben dem Hauptthema Knast auch auf staatliche Überwachung, staatliche rassistische (Abschiebe-)Praxen, Psychatrien und kapitalistische Verwertungslogik eingegangen. Das Anliegen der Knastgegner_innen wurde durch ein Transparent mit der Aufschrift „Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen!“ unterstrichen.

Nachdem die Kundgebung beendet worden war, machte sich eine Handvoll Knastgegner_innen noch auf den Weg zur JVA Aachen an der Krefelderstraße. Dort wurde zunächst am Besucher_innenparkplatz ein Grußwort des in der JVA Bruchsal inhaftierten Thomas Meyer-Falk verlesen. Anschließend zog mensch mit Parolen wie „Freiheit für alle Gefangenen!“ und „Solidarität mit kämpfenden Gefangenen!“ zum Eingang der JVA. Über ein Megaphon wurden immer wieder Durchsagen an die Inhaftierten gemacht. Es wurde allen kämpfenden Gefangenen Solidarität erklärt und ihnen Mut gemacht, dass sie in ihrem Kampf für bessere Haftbedingungen, bzw. im Kampf gegen das Knastsystem nicht aufgeben sollen. Zudem wurde erneut ein Transparent mit der Aufschrift „Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen!“ hochgehalten. Auf dem Weg zum Haupteingang kamen mehrere Gefangene an die Fenster ihrer Zellen und zeigten sich durch Winken und Rufe erfreut über die Solidaritätsaktion. Nachdem auch vor dem Eingang Parolen wie „Gegen Knast und Hierarchie! Für die Freiheit! Für die Anarchie!“ gerufen wurden, ging es über die Krefelderstraße auf den Eulersweg, wo an einem Nebeneingang der JVA bis zum Beginn des Regens lautstark auf sich aufmerksam gemacht wurde. Zudem wurde explizit der anarchistische Genosse Gabriel Pombo Da Silva, der seit vielen Jahren in Aachen im Knast sitzt, gegrüßt. Es bleibt zu hoffen, dass die Grüße ankamen.

Alles in allem ist es traurig, dass lediglich 15 Menschen am Aktionstag in Aachen teilnahmen und dass so wenige Passant_innen den Infostand genauer in Augenschein nahmen. Wir ziehen die – leider nicht neue – Erkenntnis aus dem heutigen Tag, dass das Thema Knast innerhalb der Mehrheitsgesellschaft, aber auch in der radikalen Linken noch immer ein marginalisiertes ist. Hoffentlich wurde heute ein – wenn auch kleiner – Stein ins Rollen gebracht, der die radikale Linke mehr für die Problematik des Wegsperrens und der Strafe sensibilisiert.

In diesem Sinne:
Herrschaftskritk braucht Knastkritk!
Gegen Knäste!
Freiheit für Alle!

Weiterführende Informationen:
Autonome Antifa Aachen
ABC Berlin
Autonomes Knastprojekt Köln
Gefangenen info
Interessenvertretung Inhaftierter
No Prison No State
Strafvollzugsarchiv


Redebeitrag in der Innenstadt

Knast bedeutet Unterdrückung, Kontrolle, Ausbeutung und Ausgeliefertsein. Strukturelle Gewalt ist Teil unserer Gesellschaft. Auf ihr beruht unser Rechtssystem. Kein Wunder also, dass sie auch vor den Toren der Knäste keinen Halt macht und sich in Form von individueller Gewalt, wie Misshandlungen und sexualisierter Gewalt, entlädt. Schließer_innen nehmen innerhalb dieses Systems eine entscheidende Rolle ein. Sie sind Teil der internen Hierarchien und verhalten sich entsprechend. Sie wissen, dass sie in ihrer Position Macht über Menschen haben und nutzen diese auch aus. Es gibt immer wieder Übergriffe durch Angestellte der Vollzugsanstalten. Sei es aus reinem Frust, rassistischer Motivation oder im Sinne der Aufstandsbekämpfung. Schließer_innen sind, genau wie der Justizapparat und die Polizeibehörden Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.

Weltweit sitzen Millionen Menschen hinter Gittern. Ein großer Teil wird auf Grund von Eigentumsdelikten, wie z.B. Diebstahl oder Raub, weggesperrt, also wegen angeblicher Vergehen, die sich bewusst oder unbewusst gegen die Eigentums- und Verwertungslogik des Kapitalismus wenden. Andere können sich die Miete nicht mehr leisten oder landen wegen mehrmaligen Schwarzfahrens im Bau. Nach wie vor ist der Knast auch ein Mittel zur Zerstörung von Bewusstsein für die eigene Lage. Äußere soziale Kontrolle, wie etwa durch Ämter und Behörden, macht eine bessere Überwachung und Disziplinierung nach der „Entlassung“ möglich.

Migrant_innen leiden besonders unter dem Druck der globalen Sicherheitsgesellschaft. Viele von ihnen sterben schon bei dem Versuch Europa oder die USA zu erreichen. Jene, die es schaffen, die hochgerüsteten Grenzen zu überwinden, werden innerhalb dieser verfolgt, in Lagern inhaftiert und erkennungsdienstlich behandelt. Gedemütigt und zum Teil schwerst traumatisiert, warten sie nun auf ihre Abschiebung in bittere Armut oder den sicheren Tod. Auch Todesfälle vor oder während der Abschiebung sind keine Seltenheit. Den Menschen, die die globalen Krisen am meisten zu spüren bekommen, bringt dieses Vorgehen mit so genannter „Sicherheit“ ein Leben in Angst, Verfolgung und Gefangenschaft.

Neben den Gefängnissen für „übliche“ so genannte Kriminelle gibt es auch noch jene Zwangsanstalten für so genannte „irre“ Menschen, die Psychiatrien. All zu oft wird völlig ohne zu hinterfragen in „normal“ und „abnormal“ eingeteilt. Präventiv wird alles was an der Hülle unserer heilen Welt kratzt durch Medikamentierung oder Therapie ruhig gestellt. Unbequemes wird auch hier eingesperrt und weggeschlossen. In einer Welt in der die Schließer_innen ihre Uniformen gegen die subtileren weißen Kittel des Anstaltspersonals tauschen, ist Kritik schwierig und stößt oft auf taube Ohren. Doch gerade wir als Knastgegner_innen sollten diese Form des Wegsperrens in unserer Kritik nicht unberücksichtigt lassen.

Der Knast, in Form von Zellenhaft, trifft also nicht nur solche, die sich ausdrücklich als politische Aktivist_innen verstehen. Oft gibt es gut funktionierende Solidaritätsstrukturen, die betroffene Menschen, besonders aus linken Kreisen, vor einer Inhaftierung bewahren. Dies ist auch gut so, aber es kann dazu führen, dass schnell vergessen wird, welche Logik hinter diesen Gebäuden aus Stahl und Beton, hinter der Symbiose aus Architektur und Autorität steht. Der Knast ist als Teil eines System des Disziplinierens mittels Strafe zu verstehen auf dem sich unsere Gesellschaft aufbaut. Er ist Ausdruck der Herrschaftsverhältnisse in denen wir leben. Disziplinierung und Selbstdisziplinierung, durch Angst vor Strafe, hält uns in den normierten Bahnen der Verwertung fest. Von den Fabriken, Schulen und Universitäten bis zu den Krankenhäusern, alle produzieren. Die einen Waren, die anderen Wissen, die nächsten Gesundheit, bzw. Krankheit. Hierbei sind, wie bereits erwähnt, Architektur und Überwachung eng mit Autorität und Strafe verknüpft.

Ein Blick über den eigenen Tellerrand, z.B. in die Organisationsstruktur von sog. Sweatshops, genügt. Die Zeit der prügelnden Arbeitsaufseher_innen, die durch die Raumaufteilung der Produktionshallen jeder Zeit den Überblick über die Arbeiter_innen haben, ist hier nicht vorbei. Sweatshops sind ein fester Bestandteil globaler Kapitalanhäufung. Bedingt durch menschengemachte Armut und Landflucht hat sich diese Form der Produktion vor allem im globalen Süden ausgebreitet. Ähnlich „unfrei“ und überwacht wie in Haftanstalten, werden die Menschen hier unter unwürdigen Bedingungen und für Hungerlöhne ausgebeutet, gedemütigt und misshandelt.

Aber auch in westlichen Ländern gibt es für Fehlverhalten innerhalb der Produktion eine breite, wenn auch struktureller gehaltene Palette an Sanktionen. Meist erstrecken sich diese über z.B. Mahnungen, Verweise, Streichung von Sozialleistungen, Kündigungen und Rausschmissen. Innerhalb bestimmter sozialer Schichten können diese aber schnell einen weiteren sozialen Abstieg bedeuten. Sie bringen damit eine Spirale in Gang, die die Kluft zwischen arm und reich, privilegiert und unprivilegiert weiter vergrößert. Ein Rückkopplungseffekt ist der Anstieg so genannten Kriminalität. Das System schafft sich sozusagen selbst Anlässe für den weiteren Ausbau von Sicherheit und Kontrolle. Dies ist eine Art von Machtentfaltungsstrategie, welche weniger von bestimmten Personen, als vielmehr von systemischen Eigenheiten hervorgerufen wird.

Die Freude an der freiwilligen Selbstauskunft, besonders der privilegierteren Schichten, via „Web 2.0“ ist eine erschreckende Tendenz der freiwilligen Überwachung. Die europäischen Sicherheitsbehörden haben dies erkannt und wollen die Social Networks, im Rahmen des Stockholmprogramms, für die vorausschauende Kriminalistik nutzen. Auch durch die Gemengelage Terrorismusbekämpfung und Klimawandel wird bei vielen Menschen der Hang zur Selbstkontrolle und die Forderung nach mehr Überwachung, Normen und Gesetzen deutlich. Im Windschatten dieser Entwicklungen ist eine präventive Strategie zur Aufstandsbekämpfungen nicht nur geduldet sondern auch erwünscht. Konzepte wie „Managing Crowds“ sollen helfen, künftig zu erwartende Unruhen möglichst im Keim zu ersticken.

Die Zustände „drinnen“ sind nur die Zuspitzung der Tendenzen „draußen“. Die Realitäten der „zwei Welten“ innerhalb und außerhalb der Mauern ähneln sich zunehmend. Ein Anstieg der Überwachung, der Armut, des Leistungs- und Anpassungsdrucks ist deutlich spürbar und allgegenwärtig. Die bürgerliche Strafgesellschaft richtet sich, gerade in Zeiten der weltweiten „Mehrfachkrisen“ gegen Unterschichten, illegalisierte Menschen und soziale Bewegungen. Die Zahl der so genannten sozialen Häftlinge steigt von Tag zu Tag. Die europäische Sicherheitsarchitektur wird immer weiter ausgebaut. Und fern ab von der Öffentlichkeit schmoren Menschen in Abschiebeknästen. Die Gefängnisgesellschaft ist bittere Realität. Und genau deshalb stehen wir heute hier in Aachen, um unserem Protest gegen dieses menschenverachtende System Ausdruck zu verleihen.

Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen!
Für eine Gesellschaft, in der es keine Knäste mehr braucht!
Es lebe die Freiheit!


Wien

Zum Aktionstag gegen Knäste fanden in Wien zeitgleich die freeparade, eine alljährliche Free Tekkno-Parade statt, dessen OrganisatorInnen auch versuchen zumindest zum Teil politische Inhalte zu vermitteln. Neben Flyeraktionen auf der Demo und am Treffpunkt, gab es gegen 18:00 vor dem Landesgericht/Justizanstalt Josefstadt, wo unser Freund und Genosse S. einsitzt, eine Zwischenkundgebung mit Infotisch, Transpis und Redebeiträgen (Einer davon für S., der andere im Zusammenhang mit dem Aktionstag).

Am Abend gabs dann noch ein Konzert im EKH (Ernst Kirchweger Haus), welches eine Solidaritätsveranstaltung für Renata Zelazna, die in Holland im Knast sitzt, und S. war.

In Kürze ausführlicher und mit Fotos auf www.abc-wien.net


Rostock

Pluto TV und JVA Besuch

Im Rahmen des Aktionstages gegen eine geknastete Gesellschaft fanden auch in und bei Rostock Aktionen statt.

Am Vormittag versammelten sich einige Aktivist_Innen direkt in der Stadt am Uniplatz und spielten etwas Straßentheater: Hier wurde ein Aktivist symbolisch festgenommen und saß hinter Gittern und ein weiterer spielte die „Bullizei“, den herrschenden Aufpasser.
Andere Aktivist_Innen hielten Schilder mit Sprüchen wie „Mensch weg – Probleme weg?“, „Miteinander reden und selbst intervenieren statt Polizei, Knast und Strafe“ und „Knast schützt nicht vor Gewalt, sondern dort ist sie stärker. Knast ist Zurichtung auf Gewalt“ und verteilten Flyer. Zeitgleich interviewte ein Team vom Pluto TV die Passant_Innen in der Stadt und stellte Fragen nach dem Sinn von Strafen, wer diese bestimmt und warum es überhaupt Knäste gibt.
Die Reaktionen waren darauf natürlich sehr unterschiedlich. Viele Menschen fanden es total unverständlich, etwas gegen Gefängnisse zu haben, andere gerieten durch die scheinbar naiven Fragen des Pluto TV Team ins nachdenken und grübeln und wieder andere kamen ins Gespräch mit den Aktivist_Innen.
Insgesamt sorgte die Aktion für Aufsehen, regte zum Nachdenken an und führte natürlich zu Diskussionen.

Nach dem Straßentheater machte sich ein Teil der Gruppe dann auf nach Dummerstorf, zur JVA Waldeck. Dummerstorf ist ein kleines Dorf ca. 10 km südlich von Rostock, wo sich neben der JVA (zuständig für die Vollstreckung von Freiheitsstrafen von mehr als 6 Jahren für erwachsene Männer, Untersuchungshaft und offener Vollzug) auch eine Einheit der Bereitschaftspolizei und die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen befinden.
Die JVA liegt halb im Wald, durch einen Zaun und eine große Mauer ist kein Kontakt zu den Insassen möglich. Neben dem Hauptgebäude befindet sich der offene Vollzug.
Die Aktivist_Innen bemalten mit Kreide die Straße – sehr zum Unmut der Angestellten der JVA die im Eingangsbereich saßen, schmückten den Zaun mit Luftschlangen und Ballons und hängten auch ein Transparent auf. Nach kurzer Zeit machte sich die Gruppe dann weiter auf dem Weg Richtung Dummerstorf, um dort noch Flyer zu verteilen, weil mensch direkt bei der JVA nicht wirklich viel Öffentlichkeit hat. So befand sich die Gruppe praktisch direkt auf dem Weg zur Bereitschaftspolizei, ohne dies genau zu wissen da alle sehr viel Spaß hatten.
Allerdings gesellten sich nach 5 Minuten die Cops zu den Aktivist_Innen und kamen mit 4 – 5 Autos herangebraust. Darunter auch zwei Beamte der MAEX, der Mobilen Aufklärungseinheit Extremismus in MV, die bei den Aktivist_Innen gleichermaßen bekannt und beliebt sind. Die eigentlich einfache Personalien Kontrolle zog sich in die Länge: Ausweise wurden nicht gefunden, stattdessen wurden Kassenbons und Hannah Montana Karten als eben solche ausgegeben, andere durchwühlten gefühlte 30 min ihre Portmonees, buchstabierten ihre Namen oder tanzten und malten mit Kreide auf der Straße. Auch das Pluto TV Team kam kurz zum Einsatz, aber weder der Beamte der Bereitschaftspolizei noch einer der MAEX Kollegen hatte Lust mit den Wesen vom Pluto zu diskutieren.
Nach fast einer Stunde durften sich die Aktivist_Innen dann wieder auf den Weg machen und setzten sich ca. 100 m entfernt auf einen Parkplatz und machten ein Picknick bei noch schönem Sonnenschein. Kurz danach wurde sich dann auf dem Weg zu Fuß nach Rostock gemacht, immer begleitet und “beschützt“ von der MAEX, die fast im Schritttempo und unauffällig auffällig der Gruppe hinter herfuhr.

Alles in allem ein schöner Tag, bei dem durch kurze und kleine Aktionen das Thema in den Blickpunkt geraten ist und zu Diskussionen anregte, die bei diesem „Reizthema“ natürlich geführt werden müssen. Weil Reaktionen wie „Und was passiert mit Vergewaltigern und Mördern?“ natürlich nicht mit dem Spruch „Knäste sind scheiße“ zu beantworten ist.

Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!


Blaue Wesen invasieren – und einige kontrollieren…

Anlässlich eines Anti-Knast-Aktionstages veranstalteten Menschen, Plutis und Polizist_innen am 19. Juni ein Repressions-Theater bei der JVA Waldeck.

Die Plutis vom Planeten Pluto, der sich ja nicht mehr Planet im Sternensystem nennen darf, weswegen dessen Lebewesen stark von interplanetarer Repression akut bedroht sind (was ja eigentlich Quatsch ist, weil die interplanetare Repression ja nur Planeten repressionieren dürfte…), wollten wohl Fallstudien betreiben was denn Repression bedeutet, weil sie das von sich aus nicht kennen. Also stratzte kurzerhand ein Filmteam von Pluto-TV in die Rostocker Innenstadt vor einem kleinen Straßentheater am Uniplatz, das von Knästen und Polizei handelte. Die Menschen dort hielten Schilder mit seltsamen Fragen wie: „Mensch weg, Probleme weg?“ hoch.

Nun wollten die Plutis wissen was das zu bedeuten habe, werden hier auf der Erde etwa Menschen weg gesperrt und hoffen die Menschen dann auch noch das das Probleme löse? Schnurstracks befragten sie die herumlaufenden Erdlinge was „Knäste“ seien und was „Strafe“ ist und „wer bestimme Strafen und Gesetzte?“. Viele wussten darauf Antworten, die hoffentlich in den Geschichtsbüchern der Menschheitsgeschichte aufgenommen werden, wie: „ja da müsste ich mal im Lexikon nach gucken“ oder „na der Bundeskanzler bestimmt das!“ oder auch „keine Ahnung“. Nach diesem Lexikon müssen die Plutis mal nachforschen, das nimmt einem wohl das selber denken ab, so der Schluss den sie daraus zogen.
Aber es kam noch besser, als sich Menschen bei der JVA Waldeck befanden, die Straßen mit Kreide voll malten und Luftballons in die Gegend hingen. Als sie aufgefordert wurden sich zu entfernen, kamen die Plutis dazu und fragten, warum sie denn nicht hier bleiben könnten. Da kam die u.a. die Antwort zurück: „hab ich ein W auf dem Rücken?“. Komische Menschen hinter Glas und Sprechanlage, die nicht wissen ob sie ein W auf dem Rücken trügen.

Die Menschen zogen sodann ein bisschen weiter und wurden dann, gerechter Weise, schnell aufgehalten von so anderen Wesen die in Blau unterwegs waren. Nur sind diese anscheinend überhaupt nicht Freiheitsliebend und hielten die Rotte Menschen und Plutis fest.
Warum sie das taten? Na, weil die Gruppe sich so gut vorbereitet hatte, z.B. trugen sie Klamotten hatte Kreide in den Händen, wovon Spuren auf der Straße und an Wänden zu sehen war – ein eindeutiger Beweis für eindeutigste Sachbeschädigung. Und sowieso das wäre ja eine unangemeldete Versammlung und das auf einer Straße auf der die Polizei Hausrecht besäße und und und.
Nach einiger Zeit (vertrieben mit guter Stimmung, Tanzparaden, Verlassen des einkreisten Bereichs, lästige Fragen stellen, …), einer sehr gründlichen Personalien-Kontrolle, zogen Menschen und Plutis bei bestem Wetter wieder in Richtung Rostock. Dabei wurden sie liebevoll, aufmerksam und vor allem klamm heimlich von einem Herrn Hirsch mit seinem Autowagen verfolgt… ääh begleitet wurden.

Plutis gegen alle Knäste!

Gegen das Bewusst-los-sein gegenüber staatlicher Realität, bildet euch bildet andere bildet Banden gegen die Herrschaft und falsche Freiheit. Für ein Konflikt-fähiges Miteinander, statt weg sperren und ignorieren.


Tübingen

Aktionstag 19.06. in Tübingen

Hier ein Bericht von der Tübinger Demo zum Aktionstag gegen eine geknastete Gesellschaft. Die Lokalzeitung “Schwäbisches Tagblatt” hat sie zwar immerhin im Veranstaltungskalender aufgeführt – was sie mit meinen drogenpolitischen Mahnwachen nicht tut – aber hinterher kam nicht der kleinste Artikel darüber.

Es nahmen ca. 40 vorwiegend junge Leute daran teil, auch von auswärts. Es gab eine Auftaktkundgebung auf einem zentralen Platz in der Innenstadt. Danach ging der Zug zum Untersuchungsgefängnis, wo über Megaphon die Häftlinge angesprochen wurden und – nach anfänglichem Missverständnis (wir wurden wohl zuerst für “Rechte” gehalten) – die PAROLEN MIT-RIEFEN, sich so für kurze Zeit an der Demo BETEILIGTEN.
Anschließend ging es durch die Altstadt wieder ins Zentrum. Dort gab es weitere Redebeiträge und am Schluss ein “offenes Mikro”.

Das Motto war: “Konflikte lassen sich nicht wegsperren”. Entsprechend beschäftigte sich die Auftaktrede sehr umfassend mit der Tatsache, dass Gefängnisse nur der extremste Ausdruck einer gesellschaftlichen Tendenz sind, Konflikte – statt sie gewaltfrei zu lösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen – durch Ab- und Ausgrenzung und ein immer ausgefeilteres System von Überwachen und Strafen wegzudrängen. Dabei gingen wir auch auf Einwände ein, die uns im Vorfeld begegnet waren. In Klammern: (Es hatte Kritik gegeben, weil in einem Flugblatt, das zu der Demo aufrief, die sofortige Entlassung aller wegen Drogen- und Eigentumsdelikten Verurteilter gefordert worden war. Dabei hatten die Verfasser/innen an Ladendieb/inn/e/n o.ä. gedacht. Der Kritiker wandte ein, dass es in seinem Umfeld Opfer eines Heiratschwindlers gebe, was ja auch unter “Eigentumsdelikte” falle, aber sehr wohl Menschen schädige und dass hier sehr wohl die Gesellschaft geschützt werden müsse. Außerdem sei es die Aufgabe von Anarchist/inn/en, Alternativen zu entwickeln. Durch bloßes plakatives Dagegen-Sein werde die anarchistische Idee diskreditiert.)

Bei der Abschlusskundgebung gab es folgende Beiträge: Hartz IV als “Gefängnis ohne Mauern”, in dem die Betroffenen “ausgezogen” werden wie Häftlinge bei der Einlieferung (gehalten von einem Mitglied der Montagsdemo), “Drogenpolitik und Strafvollzugssystem” (aus der Soligruppe für Jürgen Hahnel). Zusätzlich wurde ein Brief dieses inhaftierten Cannabis-Legalisierungs-Aktivisten Jürgen Hahnel verlesen. Er setzt sich auch intensiv mit dem Strafvollzussystem auseinander und schrieb u.a. über gewisse private Firmen bzw. die Zwangsarbeit der Gefangenen. Außerdem hörten wir einen Beitrag vom “Bündnis gegen Abschiebehaft” über die Verlegung der Rottenburger Abschiebe-Häftlinge nach Mannheim, was deren Betreuung durch das Bündnis erschwert. Des weiteren einen Beitrag der “Marxistischen Initiative Tübingen” über “das Totschweigen linker politische Gefangener in Europa” und eine Rede der “Antispeziesistischen Aktion”, in der dargestellt wurde, wie Tierrechtler/innen, die sich durch Flugblatt Verteilen, Demos etc. – also ganz legal – betätigt haben, der Mitgliedschaft in “terroristischer Vereinigung” verdächtigt werden, wenn irgendwo eine Tierbefreiungsaktion stattgefunden hat. Sie wurden auch schon bei Wohnungsdurchsuchungen aus dem Bett gerissen, mit vorgehaltener Waffe, in Gegenwart ihrer Kinder.

Nachdem die Kundgebung für beendet erklärt worden war, begaben sich ca. 10 Leute noch mal zum Untersuchungsgefängnis und veranstalteten dort einen Rave, worüber die Gefangenen lebhaft ihre Freude äußerten. Die aber leider nicht lange dauern konnte, weil die Polizei kam, von einem Demonstranten die Personalien aufnahm und alle wegschickte: Die Wärter hätten jetzt “echt Schwierigkeiten mit den Gefangenen …” Was für welche genau, wurde nicht gesagt. Aber der “Druck”, der da mühsam “unter der Decke gehalten” wird, muss groß sein, wenn er durch ein paar rebellische Songs schon “ausbricht”.

Anne Fröhlich, Tübingen
www.sichtbarewelt.de


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