Brief einer chilenischen Gefangenen in Solidarität mit der Conspiracy of the Cells of Fire

Conspiracy of Cells of Fire - signatureMónika Caballero ist eine der Beschuldigten im sogenannten “Bombs Case” in Chile. Die Beschuldigten sollen für dutzende Bomben, welche im Großraum von Santiago in den letzten Jahren hoch gegangen sind, verantwortlich gemacht werden.
Hier ein solidarischer Brief von ihr in Solidarität mit den Beschuldigten der griechischen Stadtguerilla Conspiracy of the Cells of Fire. Übersetzt wurde der Brief von der französischsprachigen Version von Le Réveil.

Brief von Mónika Caballero, angeklagt in der „Bombenaffäre“ in Chile, in Solidarität mit den Genossen der Verschwörung der Feuerzellen.

Während ich auf den Beginn des Prozesses im medialen, juristisch-politisch-polizeilichen Spektakel, das „Caso Bombas“ („Bombenaffäre“) genannt wird, warte, breche ich das Schweigen des Hausarrests, um einen brüderlichen Gruß an die Genossen der Revolutionären Organisation Verschwörung der Feuerzellen, die gestern den Abschluss ihres Prozesses erlebten, zu schicken. Im vom griechischen Staat dominierten Territorium wurde man Zeuge exemplarischer Maßnahmen der Rachsucht seitens der Mächtigen.

Es mag als schlechte Strategie erscheinen, dass jemand, der eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren riskiert (beschuldigt, an einer inexistenten terroristischen Verschwörung und dem Anbringen von Sprengstoff teilgenommen zu haben), sich mit Leuten solidarisiert, die auf schuldig plädieren, doch ich will nicht die Logik der Unterdrücker übernehmen und nicht ruhig zusehen, wie sie die KriegerInnen einsperren, die dieser Gesellschaft gegenübertreten und die voller Überzeugung zur Aktion übergegangen sind, indem sie angriffen. Die Solidarität mit denjenigen, die zur Offensive übergegangen sind, wurde stets von den Pseudorevolutionären, die anti-autoritäre Praktiken als Jugendmode betrachten, kritisiert, wenn jedoch der Krieg zu hohen Kosten führt, distanzieren sie sich und werden zu einfachen Zuschauern einer Schlacht, die weiter zu kämpfen sie nicht die Eierstöcke oder die Eier haben. Es geht auch nicht darum, sich als Gruppe zu opfern oder sich auf einem Silbertablett dem Feind zu servieren, aber was würde geschehen, wenn es keine Solidaritätsgesten mit jenen gäbe, die vom Kapital getroffen wurden? Ist es sicherer, nur jene zu unterstützen, die juristisch gesehen unschuldig sind? Ich bin Anarchistin und die Gesetze der Gesellschaft interessieren mich nicht. Die Solidarität ist nicht nur ein hochtrabendes Wort in Kommuniqués, sondern eine materielle und konkrete Praxis.

Egal, wo sie eingesperrt sind, die Anti-Autoritären können sich nicht alleine fühlen. Morgen könnte es zu spät sein…

Was Euch betrifft, Gefangene der „Affäre Halandri“; ich lese Eure Kommuniqués und Erklärungen, ich mache mir mehrere Eurer Worte zu eigen und bewahre sie wie einen wunderbaren Schatz auf, ohne je mit Euch ein Wort gewechselt zu haben, nenne ich Euch Genossen und ich fühle Eure langen Strafen bis in meine Knochen.

Die Hegemonie der Macht wendet die selben Strategien an, wird die selben Strategien anwenden, der Prozess, der in diesem Teil der Welt stattfindet, ist eine schlechte Kopie anderer Prozesse, Eurer wird ein Modell sein für etliche Regierungen als „grosser Sieg gegen den Terrorismus“, doch diese Ideen existieren seit der schönsten Unfolgsamkeit, sie sind nicht besiegt, werden eher stärker in anderen, die sie auf der Brust tätowiert tragen. Ich stelle mir das freudige Gesicht der Wärter vor, die Körper dieser Menschen voller Würde hinter Gitterstäben zu sehen, die Wut und der Ekel nervt mich bis zu jenem Punkt, wo ich versuche, mich an ihren Platz zu setzen. Das Gefängnis, der Tod und die Flucht sind Teil der DNA der Unbeugsamen, es ist der Preis, den man zahlen muss für das Nagen an den Ketten.

Die Mauern und Grenzen trennen uns, die Ideen vereinen uns.

Eine geringfügige Geste… Ich hoffe, dass sie Euch in diesen schweren Zeiten ein Lächeln bringen kann.

Ich profitiere von dieser Gelegenheit, um Silvia, Costa und Billy eine solidarische Umarmung zu schicken.

Ich offeriere Euch ein Gedicht von Sandra Trafilaf, politische Gefangene während der Militärdiktatur unter Pinochet, geschrieben um 1984.

Die Zäune und Metalltüren
beherrschen diese unterirdische Welt
versuchen unsere Freude am Leben und der Liebe einzusperren
die Briefe meiner Genossen
hauen
in dieses behelfsmässige Büro
Schreie und Stimmen aus der Distanz
die sich mit ihren Worten
ihren konfusen, düsteren Erinnerungen vermischen
Tödliche Höhenflüge
und doch
mache ich weiter mich mit Kämpfen
und Siegen voll saugend.
Ich bin nicht allein.

Mónika Caballero,
Anarchistin, der ein Prozess bevorsteht.

PS: Ich danke jedem Individuum und / oder Kollektiv, das dieses Kommuniqué verbreitet und die Interaktion mit den Genossen möglich macht.

You may also like...