Pelican Bay: Dringend – Streik wird eventuell fortgesetzt

Vom 1. bis zum 22. Juli fand im Hochsicherheitsgefängnis Pelican Bay, Kalifornien, USA, ein Hungerstreik statt. Dazu ein weiterer Text vom Berliner Antiknastzusammenhang aka feministisches Beratungsbüro a.r.a.p..
Ältere Artikel zum Hungerstreik:
vom 15. Juli, 19. Juli und 24. Juli.

Stand: 3.8.11

Wir erhielten einen Brief datiert vom 24.7.2011 von Todd Ashker, einem der Sprecher der Hungerstreikenden von Pelican Bay.
Er schreibt darin, dass die Hungerstreikenden der kalifornischen Knastbehörde CDCR (California Department of Correction and Rehabilitation) 2-3 Wochen geben, beginnend am 20.7., um entscheidende Änderungen bezüglich ihrer 5 Forderungen umzusetzen.
Sollte das CDCR dies nicht tun, werden die Gefangenen in Pelican Bay ihren Hungerstreik weiterführen.

Todd schreibt:
„Es ist sehr wichtig, dass unsere Unterstützer_innen wissen wo wir stehen, und dass das CDCR weiß, dass wir keine Scheiße hinnehmen. Wir sind noch genauso ernst in unseren Forderungen wie am Anfang, und meinen, was wir sagen bezüglich eines unbefristeten Hungerstreiks als friedlicher Protest bis unsere Forderungen erfüllt werden. Ich wiederhole: Wir geben dem CDCR einfach nur eine Gnadenfrist, um auf unser Anliegen reagieren zu können und innerhalb einer angemessenen Zeitspanne umzusetzen. Wir werden ziemlich bald wissen, wie die Dinge stehen!“

Es gab auch einige Informationen aus den anderen Knästen:

Viele Gefangene erhalten gerade die Briefe mit den up – dates vom 15.7.
Unterstützer_innen von draußen haben die Bestätigung erhalten, dass Gefangene in allen beteiligten Knästen seit dem 20.7., dem Tag des vorläufigen Abkommens in Pelican Bay, wieder essen.
Nach Aussagen von am Streik beteiligten Gefangenen im Knast Centinela hatte die Mehrzahl der Hungerstreikenden in der Küche gearbeitet und wegen ihrer Teilnahme ihre Jobs verloren.
Viele der Gefangenen deren Berufungsanhörungen bevorstehen, befürchten das ihnen wegen der Beteiligung und / oder der Unterstützung des Streikes eine vorzeitige Entlassung verweigert wird.
Diese Infos aus Pelican Bay und Centinela bedeuten, dass die für den 23. August angesetzte Anhörung extrem wichtig ist und eine weitere Gelegenheit für Unterstützer_innen draußen Druck auf den CDCR und die Abgeordneten auszuüben, damit es substanzielle Veränderungen gibt.
Prisoner Hunger Strike Solidarity und Unterstützer_innen in ganz Kalifornien rufen deshalb zu einer Kalifornien weiten Mobilisierung nach Sacramento zu der Anhörung auf und an Unterstützer_innen überall den Streik weiterhin zu unterstützen.

prisonerhungerstrikesolidarity.wordpress.com

Ebenfalls auf der Website von Prisoner Hunger Strike Solidarity:

Indiana

Am Morgen des 16.7. wurde im SHU der Pendleton Correctional Facility ein Mitglied der Aryan Brotherhood von anderen Gefangenen (angeblich sollen es Angehörige einer „Latino – Gang“ gewesen sein) erstochen.
Die Behörden benutzten den Angriff, um alle Knäste in Indiana unter„lockdown“ (24 Stunden Einschluss, keine Telefonate, kein Besuch, etc.) zu stellen. Gleichzeitig wurden landesweit in Razzien die Zellen durchsucht und die Gefangenen verprügelt.
Während in vielen der Knäste mit niedriger Sicherheitsstufe der lockdown aufgehoben wurde, ist dies in den Knästen Pendleton, Wabash Valley und dem Indiana State Prison nicht der Fall. Anfangs sah es so aus, als wären von den Durchsuchungen in erster Linie angebl. Gangmitglieder betroffen und dass in deren Zellen nach Sachen, die als Waffen für einen Vergeltungsangriff benutzt werden könnten, gesucht wurde.
Aber die Durchsuchungen sind nur ein Vorwand, um alle Gefangene zu drangsalieren und besonders betroffen von dieser Behandlung sind Gefangene der Wabash Valley SHU.
Dort sind viele der politischen Gefangenen des Staates Indiana inhaftiert sowie viele Organisatoren der politischen Kämpfe der letzten 3 Jahrzehnten.

Seit der lockdown begann, wurde den Gefangenen in der SHU von Wabash Valley Wasser zum Duschen und Putzen der Zellen verweigert. Außerdem wurden die Toiletten geschlossen. Als es daraufhin zu Protesten der Gefangenen kam, wurde sowohl Strom als auch Wasser abgestellt. Erst nach mehreren Stunden und einem Schmutz – und Krachprotest wurde die Forderung der Gefangenen nach Wasser und Strom erfüllt. („ Wenn wir im Dreck leben müssen, dann ihr auch“)
Als Bedingung für die Auflösung des brutalen lockdown verlangt das eigens dafür eingerichtete „Interventions“-Team , das aus Ermittlern der Internal Affairs Security
besteht, alle im Knast zu verhören, und Gefangene sollen gezwungen werden sog. „debriefings“ mitzumachen.
Von allen Gefangenen werden außerdem die Tattoos fotografiert, und es wird anhand der Tattoos eine Erklärung zur Gangmitgliedschaft konstruiert.
Die Knastleitung hat angekündigt, den lockdown erst zu beenden, wenn alle diese Maßnahmen durchgeführt sind.

Kämpfe im Knast können nicht aufrecht erhalten werden, wenn sie außerhalb der Mauern auf betäubende Stille und Unterwerfung treffen. Dadurch, dass wir draußen passiv bleiben, geben wir dem Knastsystem mehr Raum mit den kämpfenden Gefangenen zu tun, was immer sie wollen. Die Gefangenen in Wabash Valley protestieren für eine Beendigung des lockdown-systems, um ihren Zugang zu den Grundbedürfnissen zu verteidigen.
Ohne Solidarität könnte dieser Protest untergehen in Schläge und Blut, lasst uns die soziale Stille brechen, die es erlaubt, dass das SHU und die Knäste ihre normale, mörderische Rolle spielen.

In Solidarität mit den Gefangenen fordern wir:

  • Die Wiederherstellung des Zugangs zu Wasser und sanitären Einrichtungen
  • ein Ende des lockdowns und der brutalen Durchsuchungen
  • ein Ende der Verhöre und des „debriefings“
  • kein Gefangener soll wegen seiner Teilnahme an den Protesten bestraft werden oder Nachteile befürchten müssen.

weiterlesen (englische Texte) :

http://prisonerhungerstrikesolidarity.wordpress.com/solidarity-with-wabash-valley-shu-protests-emergency-call-in-days/
http://prisonerhungerstrikesolidarity.wordpress.com/indiana-prisoner-murdered-entire-state-on-lockdown/

Kein Knast steht für immer!

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