Thomas Meyer-Falk: Knast-Shop-Preise ein Ärgernis!

faust-durchs-gitterSchon früher hatte ich kritisch über den mittlerweile in weit über 50 Gefängnissen vertretenen Lebensmittelverkäufer Massak (genauer gesagt: Massak Logistik GmbH) berichtet.

Immer wieder erzählen Gefangene aus verschiedenen Anstalten von der eigenwilligen Preispolitik besagter Firma oder über sonderbare Lieferungen, die, sofern eine Reklamation erfolgt, als „bedauerliches Versehen“ bezeichnet und dann reguliert werden.
So hatte in Bruchsals Gefängnis ein Insasse ein paar Markensportschuhe bestellt, nach eigenen Angaben jedoch ein No-name Billigprodukt geliefert erhalten: freilich zum Preis des Markenprodukts. Erst als er sich energisch beschwerte, wurde von einem „Versehen“ gesprochen und das bestellte und bezahlte Produkt nachgeliefert.

Eine – nicht repräsentative, denn eine solche wäre von der Haftzelle aus nicht leistbar – Stichprobe in der 46. Kalenderwoche (2011) ergab die im Folgenden dargestellten Preisaufschläge. Vorauszuschicken ist, dass der Vergleich angestellt wurde anhand des Werbeprospekts der Lebensmittelkette EDEKA, da zu der Firmengruppe um Werner Massak (er ist Geschäftsführer und Teilhaber von Massak Logistik GmbH) mehrere EDEKA-Geschäfte, u.a. in Bamberg, gehören, so dass es durchaus angängig erscheint, EDEKA-Preise als Vergleich zu wählen. Unredlich wäre z.B. auf Aldi-Prospekte zurückzugreifen, da Werner Massak in diesem Preissegment – soweit bekannt – nicht aktiv tätig ist.

Ausweislich der EDEKA-Werbebroschüre Nr.46/2011, „diese Woche“ (e-mail: Kundenservice@edeka-suedwest.de), sowie der Bestellliste, die die Firma Massak Logistik GmbH (e-mail: info@massak.de) den Inhaftierten der JVA Bruchsal in derselben Woche als Abrechnungsgrundlage für Bestellungen hatte zukommen lassen, gibt die Preisdifferenzen, wie sie in der angefügten Tabelle zusammengestellt sind: siehe Grafik “Tabelle Preisvergleich”!

Auch Saison-Artikel, wie aktuell die Weihnachtsgebäck-Produkte, verkauft die Firma Massak Logistik GmbH den Gefangenen mit Aufschlägen (im Vergleich zu EDEKA) von 25 % und höher. Werner Massak rechtfertigte sich früher stets damit, dass er in den Gefängnissen „anders kalkulieren“ müsse, da er dort über die Lebensmittel seinen „Gewinn generiert“. Da zu über 50% des Umsatzes, so Massak, auf Tabak und Kaffee entfielen, mit entsprechend geringer Marge, müsse er bei Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten mehr Geld verlangen.

Diesen Rechtfertigungsversuch können zumindest Gefangene in Bruchsal nicht nachvollziehen, denn bevor Massaks Firma 2007 anfing die hiesigen Inhaftierten zu beliefern, konnte man bei REWE einkaufen, die in der JVA eine Filiale unterhielten. Dort wurde dann genau das berechnet, was am selben Tag in einer Filiale in Freiheit berechnet wurde.

Auch aus anderen Anstalten ist bekannt, so z.B. Hohenasperg, dass dort, wo Massak noch nicht tätig ist, die Preise teilweise erheblich niedriger sind (auf dem Hohenasperg kann ein kleiner Einzelhandelskaufmann sogar Rabatt auf Briefmarken geben, da er diese im Auftrag der Post AG verkauft und zu einem geringeren Preis einkauft, als auf der Briefmarke aufgedruckt).

Dann lautete noch 2008 eine Erklärung von Werner Massak, er „finanziere“ in Gefängnissen, in welchen er tätig sei, großzügig Sommerfeste, und er legte eine Mappe mit schönen Fotos vor. In Bruchsal hörte man davon noch nichts, hier finanzieren die Gefangenen selbst das Sportfest; ganz abgesehen davon, dass es letztlich nicht die Massak Logistik GmbH ist, die „Sommerfeste finanziert“, sondern die Gefangenen durch die hohen Preise, die sie zahlen müssen.

Unverändert gehört auch zur Geschäftspolitik der Firma, dass wer auf Missstände hinweist, ganz unverblümt gesagt bekommt, dass dies Folgen für alle Gefangenen in einer Anstalt haben könne. Exemplarisch ein Vorgang aus der JVA Nürnberg: dort hatte sich ein Gefangener über den verkauften Leberkäse beschwert. Die Lebensmittelkontrolle stellte einen „sensorisch“ auffälligen Befund fest. Anstatt sich zu entschuldigen und fürderhin Waren zu liefern, die keinen Anlass für Bußgelder geben, wurde kurzerhand das entsprechende Produkt (warmer Leberkäse) aus dem Sortiment genommen.

Lebensmittel- und Körperpflegemitteleinkauf ist für Gefangene von immenser Bedeutung. Niemand verübelt einem Anbieter einen gewissen Profit, allerdings sind die oben dargestellten Aufschläge inakzeptabel. Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass kein einziges Produkt in „diese Woche“ teurer war als bei Massak Logistik GmbH, d.h. obige Auswahl ist nicht etwa einseitig, sondern bietet von der Tendenz her ein realistisches Abbild der Preispolitik Werner Massaks.

Berücksichtigt man dann noch, dass Gefangene auf Grund stagnierender, eher sogar sinkender „Löhne“ jeden Monat lediglich 60-80 Euro, wenn jemand „sehr gut“ verdient vielleicht auch 100 Euro, zur freien Verfügung (sogenanntes „Hausgeld“) bleiben, wovon freilich Stromkosten, Kabelgebühr etc. noch abgehen, mag die Empörung unter den Gefangenen noch verständlicher erscheinen.

Thomas Meyer-Falk
c/o JVA – Z. 3113
Schönbornstr. 32
D-76646 Bruchsal

www.freedom-for-thomas.de
www.freedomforthomas.wordpress.com

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1 Response

  1. 16/03/2014

    […] Regel ging es in den Berichten um aus der Sicht der Gefangenen zu teure Preise für Lebensmittel ( http://www.abc-berlin.net/thomas-meyer-falk-knast-shop-preise-ein-aergernis). Heute soll es mal um Drogenschmuggel […]